Dienstag, September 03, 2019

Teufelskrone von Rebecca Gablé

Richard Löwenherz


Wir schreiben das Jahr 1193. Herzog Leopold von Österreich nimmt König Richard Löwenherz gefangen. Guillaume of Waringham, erstgeborener Sohn Jocelyns, dem Earl of Warinham, kommt die unliebsame Aufgabe zu, Aliénor von Aquitanien über die Inhaftierung ihres Sohnes zu informieren. Um unerkannt und unbehelligt an den Hof reisen zu können, bedient sich Guillaume eines Tricks und seines jüngeren Bruders Yvain. Der 15jährige soll bei seinem Onkel Geoffrey FitzStephen vorsprechen, um bei den Templern, deren Meister dieser ist, aufgenommen zu werden. Eine Absprache, die Jocelyn zuvor bereits mit seiner Frau Maud getroffen hatte. Für Yvain kommt diese Information allerdings aus heiterem Himmel. Blitzschnell muss er entscheiden, ob er tatsächlich dem Ritter-Orden beitreten will. Jocelyn macht ihm jedoch deutlich, dass er als zweitgeborener Sohn kein Erbe zu erwarten hat. So begeben sich die Brüder auf eine Reise, deren Ausgang ungewiss ist.

Die Charaktere sind einfühlsam angelegt, hervorragend durchdacht und den gesamten Roman über glaubhaft und vor allem stimmig in ihren Handlungen. Besonders schön finde ich die Beziehung der Brüder Yvain und Guillaume dargestellt und beschrieben. Yvains Liebe zu seinem Bruder ist wirklich fühlbar, obwohl brüderliche Rivalität hindurch blitzt. Diese Rivalität könnte noch geschürt werden, da Yvain unsterblich in Amabel verliebt ist, die jedoch bereits an Guillaume versprochen wurde. Allein damit würde die Autorin Rebecca Gablé bereits einen Meistertitel für diesen Roman verdienen, doch sie kann es noch toppen, denn die Geschichte ist brillant erdacht und erzählt. Ich weiß nie, ob die Autorin die historischen Figuren benutzt, um ihre Story der Waringhams auszumalen oder ob es umgekehrt der Fall ist, dass sie die Warinhams nutzt, um uns Lesern die Historie der realen Personen und ihre Taten nahe zu bringen. Das letztendlich auch unwichtig, denn beides zusammen ergibt eine fabelhafte, ja phantastische Chronik. Wenn es einer Autorin gelingen mag, die Stimmung eines Ortes zu erfassen und zu beschreiben, dann ist es Rebecca Gablé. Über all die Jahre hinweg kann ich den Ort Waringham, das Land, die Wälder, die Burg spüren und fühlen. Damit zieht mich Gablé immer wieder in ihren Bann, der für mich seit Band eins „Das Lächeln der Fortuna“ besteht und ungebrochen ist. Dabei geht die Autorin in der Zeit zurück, während Band eins ab dem Jahr 1360 spielte, so ist der neue, inzwischen bereits sechste Band der Warinham-Reihe im Jahre 1193 platziert und beschreibt die Zeit der Unterzeichnung der Magna Carta und die Blüte des Rittertums um König Richard Löwenherz. Und erneut ist es der Autorin geglückt, mit fundiertem historischen Wissen ein Stück der Geschichte Englands zu veranschaulichen.

Selbstverständlich und aus vollem Herzen vergebe ich fünf von fünf möglichen Sternen und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus. Leser, die als Neustarter in die Serie einsteigen wollen, können dies getrost mit dem neuen Band tun, der Zauber der Waringhams wird unter Garantie sofort überspringen und dann ergibt sie das Lesen der Vorgänger-Bände ganz von selbst! Pageturner: ja! Liebhaber der Zeit, Englands, und Familien-Sagas werden begeistert sein. Fans der Serie werden sogleich die Atmosphäre vom ersten Band zurück erfühlen können. Das Charisma der Familie Waringham ist ungebrochen und somit die Anziehungskraft der Roman-Reihe durchaus beständig.

Herzlichen Dank an das Team vom Bastei Lübbe Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensions-Exemplars.  

Über die Autorin:

Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war.
Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.(Quelle: Bastei Lübbe Verlag)
Die zeitliche Reihenfolge der Warinham-Saga:

Teufelskrone (ab 1193) – die Unterzeichnung der Magna Carta und die Blüte des Rittertums
Die dramatische Lebensgeschichte des Yvain of Waringham zur Zeit eines der bekanntesten englischen Könige: Richard Löwenherz.
Das Lächeln der Fortuna (ab 1360) – England zur Zeit des Hundertjährigen Krieges
Das Schicksal des Robin of Waringham, der als Sohn eines angeblichen Verräters an der Seite des Duke of Lancaster einen Weg zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft findet und am Ende seinem alten Feind auf Leben und Tod gegenübersteht …
Die Hüter der Rose (ab 1413) – England vor dem Beginn der Rosenkriege
Die Lebensgeschichte des John of Waringham, der sich gegen die ihm aufgezwängte kirchliche Laufbahn entscheidet und der an der Seite König Harrys Teile des Hundertjährigen Krieges miterlebt …
Das Spiel der Könige (ab 1455) – die Rosenkriege
Der Bruderkrieg zwischen Lancaster und York um den englischen Thron und das Schicksal der Waringham-Zwillinge Julian und Blanche
Der dunkle Thron (ab 1529) – die Reformation
Nach dem Foltertod seines Vaters erbt der vierzehnjährige Nick of Waringham eine Baronie in desolatem Zustand – und eine folgenschwere Aufgabe in der englischen Politik …
Der Palast der Meere (ab 1560) – die Zeit der Seefahrer und großen Entdeckungen
Die Rivalität zwischen Elizabeth I. und der schottischen Königin Mary Stewart und der Kampf um die Krone. Isaac of Waringham und das große Zeitalter der Seefahrt und der Eroberungen und Entdeckungen der Neuen Welt.