Donnerstag, September 26, 2019

Das Mädchen aus der Severinstraße von Annette Wieners

Dunkle Familiengeheimnisse


Die 17jährige Maria Reimer hat nur ein Ziel: sie möchte ein berühmtes Fotomodell werden. Die Bewerbung in einem Düsseldorfer Atelier verheimlicht sie dem Vater. Nur ihr Ziel vor Augen möchte sie ihre eigenen Pläne verwirklichen. Doch Mary Mer, wie sie ab da genannt wird, weiß gar nicht, welches Unheil sie mit der Verwirklichung ihrer Träume herauf beschwört. Denn wir schreiben das Jahr 1938 und die Welt um sie herum versinkt im Chaos.
Viele, viele Jahre später versucht Sabine ihre Familiengeschichte zu verstehen und nachvollziehen zu können. Sie ist Marias Großtochter. Die beiden sind sich sehr ähnlich, mehr als sie selbst glauben. Stur und gradlinig, dem Helfen anderer stets offen, verletzlich jedoch in ihrer Seele. So geraten die beiden auch aneinander, Maria gibt nur zögerlich und widerwillig Auskunft über vergangene Zeiten. Kann Sabine die dunklen Geheimnisse aufdecken und bleibt den beiden genug Zeit zu reden?

Die Autorin Annette Wieners kann mich mit der Geschichte der Maria Reimer sofort in ihren Bann ziehen, mit einem eindringlichen, plastischen Grundton kann sie mich als Leserin fesseln und für die Story selbst und die Familie Reimer samt Freunden begeistern. Die Autorin unterhält mich von der ersten bis zur letzten Zeile einfach großartig. Marias Geschichte nimmt mich total gefangen und lässt mich geradezu atemlos lesen. Eindrucksvoll erzählt und mit wunderbaren Charakteren versehen – die Autorin hat dieses Werk meisterlich verfasst. Tief sind die Gefühle der Figuren beschrieben, so sehr, dass ich sie regelrecht nachempfinden kann. Die Sprache ist hochwertig, anspruchsvoll und der Text steckt voller Sätze, die unter die Haut gehen und unvergesslich sind. Ein Roman, der mich berührt, wieder einmal ein Buch, von dem ich wünsche, es würde niemals enden. Natürlich ist mit dem Spannungsbogen garantiert, dass es sich um einen wahren Pageturner handelt.

Ganz klar vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es uneingeschränkt weiter. Die Geschichte beschäftigt mich auch noch, wenn ich das Buch schließe und wird mich lange nicht mehr los lassen. Wer an der Historie der 30er Jahre und der Gegend um Köln interessiert ist, wird diesen Roman inbrünstig lieben, so wie ich. Voller Spannung zeigt Annette Wieners starke Frauen in einer schweren, katastrophalen Zeit und wie sie versuchen zu überleben.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal von der Randomhouse-Gruppe für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars. Wieder einmal habe ich ein Herzens-Buch gefunden!

Über die Autorin: 
Annette Wieners wurde in Paderborn geboren und schreibt bereits Geschichten, seit sie einen Stift halten kann. Nach dem Studium der Publizistik, Germanistik und Ethnologie in Münster arbeitete sie als Journalistin bei Fernseh- und Radiosendern in München und Hannover. In den 1990ern zog sie nach Köln, wo sie auch heute lebt, schreibt und im WDR zu hören ist. »Das Mädchen aus der Severinstraße« ist ihr erster Roman bei Blanvalet. (Quelle: Randomhouse-Gruppe)

Hier noch einmal der Original-Klappentext zum Nachlesen:
Ein Roman über eine große Liebe und ein lebendiges Stück deutsche Zeitgeschichte
Als Sabine Schubert nach dem Tod des Großvaters ihrer Großmutter Maria hilft, das Haus aufzuräumen, kommen unter dem großen, schweren Teppich im Wohnzimmer alte Geldscheine zum Vorschein. Im Keller finden die Frauen Gold und begreifen, dass der Großvater vor langer Zeit ein Vermögen versteckt haben muss. Nur warum? Maria beschleicht eine Ahnung und sie gerät völlig außer sich. Sabine wird klar, dass in der Familiengeschichte erschreckende Lücken aufklaffen. Hat der Großvater in der angesehenen Kölner Metallgussfirma wirklich nur Spielzeug hergestellt? Auch die Großmutter scheint aus ihrer Zeit als berühmtes Fotomodell Einiges zu verschweigen. Damals, Ende der 1930er-Jahre, hieß sie Mary Mer und lernte den jüdischen Fotografen Noah kennen, den sie bis zum heutigen Tag nicht vergessen hat ...

Ein besonderer Tipp:
Zu dem Buch gibt es exklusiv einen Podcast der Autorin. Auf der Webpage Annette Wieners oder überall, wo es Podcasts gibt, hier ein Link zu spotify.


Montag, September 16, 2019

Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten von Melanie Metzenthin

Die Berufung


Es ist der 19. August im Jahre 1892, in Hamburg feiert Martha Westphal ihren vierzehnten Geburtstag. Ihre Mutter hat ihr zwanzig Pfennige zur freien Verfügung überlassen. Das ist enorm viel Geld für das Mädchen. Martha legt das Geld in Süßigkeiten an, die sie später am Tag mit ihren jüngeren Geschwistern Heinrich und Anna teilen möchte. Doch der Tag nimmt nicht den erhofften Verlauf, Marthas heile Welt beginnt zu bröckeln. Ihre beste Freundin muss einen Lebensweg einschlagen, von dem Martha nahezu schockiert ist, gerne hätte sie der Freundin diesen Weg erspart. Aber damit nicht genug, als Martha nach Hause, ins Gängeviertel kommt, ist die kleine Schwester erkrankt. Wie die Mutter annimmt, hat sich Anna wieder einmal mit einer Magen- und Darmgrippe infiziert. Sie schickt das Mädchen erneut hinaus. Aufgewühlt begibt sich Martha zum Hafen, nimmt dort Platz und beobachtet das geschäftige Treiben. Auf diese Weise findet sie bislang immer ihre Ruhe und Kraft zurück. Noch kann das Mädchen nicht ahnen, dass von nun an sein Leben auf dem Kopf steht und es erwachsen werden muss. Denn von nun an verändert sich alles ...

Beim Lesen fühle ich mich sofort ins Hamburg des Jahres 1892 hinein versetzt, kann den Trubel und die ärmlichen Verhältnisse im Arbeiterviertel Hamburgs wie in einem Kinofilm vor mir ablaufen sehen. Die einzelnen Szenen sind voller liebevoller Details gezeichnet und das Milieu ist fassbar und lebendig. Brillant erzählt und mit Figuren voller Charakter und Echtheit, das ist die neue Serie um die Hafenschwester Martha, die sich durch ein schweres Leben und harte Zeiten kämpft, aber immer, unbeirrt ihren Traum vor Augen hat und ihn für sich umsetzt. Gefühle wie Liebe, Abscheu, Rivalität, Freundschaft, Zusammenhalt all die finden Platz in diesem Roman und die Autorin kann sie fassbar umsetzen und ehrlich und glaubhaft rüber bringen. Ihre Figuren sind zumeist liebenswert, doch natürlich gibt es auch den einen oder anderen Stinkstiefel, in ihrer Gesamtheit spielen sie jedoch hervorragend zusammen. Sprache und Schreibstil der Autorin sind einzigartig und auf höchstem Niveau angesiedelt, trotzdem in einer Leichtigkeit erzählt, so dass ich nichts als Freude beim Lesen empfinde. Die Dialoge reißen mich mit, unterstützen die Dynamik der Story grandios. Viele Gedanken und Sätze sind sofort zu Lieblingen erkoren und unvergesslich.

Egal was ich von der Autorin bisher gelesen habe, ob Thriller, historischer Roman oder Sachbuch, ich fühle mich bei der Lektüre ihrer Bücher immer und stets außerordentlich gut unterhalten. Bewundernswert recherchiert ist hier alles stimmig und ausgefeilt: die Zeit, das Leben der unterschiedlichen Schichten, die Sprache, die Figuren und die Geschichte selbst. Die Autorin Melanie Metzenthin verfügt über ein immenses Wissen über die Historie der Medizin und der Stadt Hamburg und sie kann uns Lesern dies auf wunderbare Weise nahe bringen.

Deshalb vergebe ich hier natürlich fünf von fünf möglichen Sternen, ernenne dieses Buch zu einem meiner Herzensbücher und empfehle es so klar weiter. Gerade Liebhaber historischer Romane werden nicht enttäuscht. Gleichwohl ist dieses Buch auch ein Buch über die Emanzipation, die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Auf den nächsten Band freue ich mich persönlich bereits jetzt! Liebe Leser, bitte dieses Buch unbedingt lesen!

Herzlichen Dank an das Bloggerportal von der Randomhouse-Gruppe für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars. Es ist so beglückend, dass ich dieses Buch lesen durfte!

Über die Autorin:
Authentische Erzählungen vergangener Zeiten: Melanie Metzenthin, geboren 1969 in Hamburg, ist hauptberuflich Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Zu ihren Patienten gehörten lange Zeit sowohl traumatisierte Menschen als auch psychisch kranke Straftäter.
Ihre berufliche Erfahrung bringt sie gern in ihre Arbeit als Schriftstellerin ein. Viele ihrer Figuren profitieren so von einer Tiefe, die ihnen viel Glaubwürdigkeit verleiht.
Melanie Metzenthin veröffentlicht bei verschiedenen deutschen Verlagen hauptsächlich historische Romane, in denen die Medizin und häufig auch die Psychiatrie eine wichtige Rolle spielen. (Quelle: Lovelybooks.de)

Hier noch einmal der Original-Klappentext zum Nachlesen:
Hamburg, 1892: Die Cholera erschüttert die Stadt an der Elbe und fordert tausende Opfer. Als Marthas Mutter stirbt, muss sie das Überleben ihrer Familie sichern. Die junge Frau aus dem armen Gängeviertel ergattert eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus und arbeitet sich bis zur OP-Schwester hoch. Während die Ärzte sich im Wettlauf gegen die Zeit befinden, ist Hamburg auch im politischen Umbruch: Die Hafenarbeiter streiken, die Frauen kämpfen ums Wahlrecht und für die Rechte von Prostituierten. Martha schließt sich der Frauenbewegung an und führt gleichzeitig ihren ganz persönlichen Kampf. Denn sie hat nicht nur die Liebe zur Medizin entdeckt, sondern – gegen die strengen Regeln am Krankenhaus – auch zu einem jungen Mann.

Montag, September 09, 2019

Herbstbunt - Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd von Thomas Gottschalk

Immer jung im Kopf


Super schön und passend sticht mir gleich das Inhaltsverzeichnis ins Auge: Songtitel allesamt sind dem Classic-Rock zuzuordnen. Für einen Menschen, der Musik so sehr liebt und diese Liebe auch zeigt als RadioDJ und Moderator großer Abendshows könnten die Überschriften der Kapitel gar nicht treffender sein. Der Soundtrack zum Buch gleich mitgeliefert - herrlich!

In seinem zweiten Buch gewährt uns Thomas Gottschalk tiefe, ehrliche und sehr persönliche Einblicke in sein Privates und seine Gedankenwelt. Darüber welche Einschnitte es bei ihm gab und aktuell gibt, gesundheitliche Probleme, die es zu bewältigen gibt und dem „sich stellen“ des Prozesses des Alterns. Unter anderem schneidet er Themen wie Fitness, Ernährungsumstellung, Ahnenforschung an und dies mit humorigen Anekdoten aus seinem Leben verbunden.


Dabei kommen auch gesellschaftspolitische Themen nicht zu kurz, wie etwas der Wandel der Gesellschaft, unser Blick auf uns selbst als Gemeinschaft, auch der Rolle der Frau oder die Entstehung von Shitstorms im Internet; dabei geht es Thomas Gottschalk um das Erkennen, das Verstehen und letztendlich das Umsetzen dieser Veränderungen in und für sein eigenes Ich.

Viele seiner Gedanken kenne ich von mir selbst, einen Wandel der Gesellschaft, den auch ich sehe und erlebe, Umdenken, das auch ich für mich vollziehen musste. Einfühlsam erzählt Thomas Gottschalk Episoden aus seinem Leben und kann mich dabei prächtig unterhalten und vor allem mitnehmen, ja fesseln. Der Ton des Buches ist locker, fast schon plaudernd erzählt Thomas Gottschalk aus seinem Alltag.

Eine TV-Legende wird älter aber ist nach wie vor und wird es immer bleiben: jung im Kopf! Seine Erfahrungen und sein Wissen gibt er uns gerne weiter, dies tut Thomas Gottschalk aber niemals mit erhobenen Zeigefinger sondern stets unterhaltsam und äußerst charmant.

Aus tiefstem Herzen bewerte ich dieses Buch mit fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es natürlich weiter. Das Grundthema des Buches betrifft uns alle irgendwann früher oder später: der Kampf mit den Pläsierchen des Älterwerdens. Ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der Thomas Gottschalk nun einmal ist, berichtet er somit über das hoffentlich Unvermeidbare, denn nur wer lebt kann älter werden. Bei Hörbuch-Fassung liest der Autor übrigens selbst und ist deshalb ein ganz besonderes Schmankerl!

Herzlichen Dank an das Bloggerportal von der Randomhouse-Gruppe für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars.

Über den Autoren:
Thomas Gottschalk wurde am 18. Mai 1950 in Bamberg geboren. Er startete seine Karriere beim Bayerischen Rundfunk. Mit der Sendung »Na sowas!« gelang ihm der Durchbruch im Abendprogramm des ZDF. 1987 übernahm er das Unterhaltungs-Flaggschiff »Wetten, dass..?« und moderierte bis 2011 151 Sendungen. Gottschalk ist seit 1976 mit Thea verheiratet. Er hat zwei Söhne und zwei Enkel und lebt in Süddeutschland und den Vereinigten Staaten. (Quelle: Heyne-Verlag)
Hier der Original-Klappentext (noch einmal zum Nachlesen):
Forever young?
Immer lief alles glatt in seinem Leben. Warum sollte sich daran etwas ändern, bloß weil Thomas Gottschalk eines Tages 60 wurde? Für die Figur gibt’s die Mayr-Kur, und Workouts gibt’s für die Fitness. Doch in der zweiten Hälfte der Sechziger wird es unerwartet rumpelig: Der Oberschenkelmuskel gibt den Geist auf; das Haus brennt ab; und nach über 40 Jahren Ehe ist das Zusammenbleiben plötzlich nicht mehr selbstverständlich…
Thomas Gottschalk erzählt vom Älterwerden – nachdenklich, mit viel Humor und großer Offenheit. Seine Botschaft? Optimistisch!
»Ich im Kampf gegen die Vergreisung. Das ist meine letzte große Herausforderung. Ich werde sie bewältigen – top, die Wette gilt!« Thomas Gottschalk (Quelle: ebenfalls Heyne-Verlag)

Freitag, September 06, 2019

Das Paket von Sebastian Fitzek

Vertraue niemandem


Was ich bei der Lektüre von Sebastian Fitzeks Psychothriller schnell gelernt habe: Schubladendenken ist hier mal so gar nicht möglich. In gekonnter Salamitaktik gibt der Autor gezielt winzige Puzzlestücke an Informationen preis, gerade so viel, um die Geschichte wieder komplett anders aussehen zu lassen und mich als Leserin aufs Glatteis zu führen. Irgendwann hatte ich alle mitspielenden Figuren unter Generalverdacht gestellt und keiner Aussage mehr getraut. Selbst die harmloseste Person habe ich verdächtigt. Es ist brillant wie Sebastian Fitzek mich als Leserin mitnehmen und fesseln kann, wie er meine Sympathie zu einzelnen Charakteren blitzschnell zu Misstrauen und Antipathie wenden kann. Dieser Psychothriller hat mich noch nach dem Lesen beschäftigt und nicht losgelassen, die Gänsehaut war auch nach dem Schließen des Buches noch da, vielleicht auch eine gewisse Angst vor Schränken und beschlagenen Spiegeln.


Selbstverständlich vergebe ich hier fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch unumwunden weiter. Dieser Psychothriller von Sebastian Fitzek zeigt wieder einmal, dass er ein Meister seines Faches ist, hier stimmt einfach alles. Wer sich einlassen mag auf Hochspannung, schaurigem Gefühl, Ungewissheit, der wird hier mit einer anspruchsvollen und klug durchdachten Geschichte belohnt, die zudem hervorragend geschrieben ist.

Hier der Original-Klappentext:
Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den »Friseur« nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet.
Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, hat große Angst, der »Friseur« könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt ...
Über den Autoren:
Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seit seinem Debüt „Die Therapie“(2006) ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile werden seine Bücher in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.(Quelle: Droemer-Knaur-Verlag)

Dienstag, September 03, 2019

Wer wir sein könnten: Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht von Robert Habeck

Die Macht der Sprache

„Wie wir sprechen, entscheidet darüber, wer wir sind – auch und gerade in der Politik.“
Klug, leidenschaftlich und anschaulich geht Grünen-Chef Robert Habeck in seinem neuen Buch dem Zusammenhang von Sprache und Politik nach, erkundet den Unterschied zwischen totalitärer und offener Sprache – und skizziert damit eine Poetik des demokratischen Sprechens, die Mut macht, sich einzumischen und für unsere Demokratie einzustehen.„Asyltourismus“, „Überfremdung“, „Gesinnungsdiktatur“, „Hypermoral“, „Volksverrat“ – viel ist in den letzten Monaten über die Sprachverrohung in der Politik gesprochen worden. Nach einer langen Zeit, die eher von politischer Sprachlosigkeit geprägt war, ist nun eine Zeit des politischen Brüllens und Niedermachens angebrochen – nicht nur von Seiten der AfD. Doch was passiert da eigentlich genau? Wo verläuft die Grenze zwischen konstruktivem demokratischem Streit und einer Sprache, die das Gespräch zerstört, die ausgrenzt, entmenschlicht? Und ist das alles nur eine Frage des mangelnden Stils? Mit viel Leidenschaft erinnert Robert Habeck in „Wer wir sein könnten“ daran, dass die Frage, wie wir sprechen, entscheidend ist für die Gestaltungskraft unserer Demokratie. Dass Sprache – nicht nur in der Politik – den Unterschied macht. Und er entwirft die Skizze eines politischen Sprechens, das offen und vielfältig genug ist, um Menschen in all ihrer Verschiedenheit zusammenzubringen und in ein Gespräch darüber zu verwickeln, wer wir sein könnten, wer wir sein wollen. Dieses kluge Buch ist Teil dieses Gesprächs. (Original-Klappentext)

Anschaulich und eindringlich erklärt Robert Habeck in seinem Buch, wie schnell unsere Gesellschaft abdriften kann. Wie sprachgewaltig die Politik doch ist und wie negative Gruppen, dieses Wissen für sich und ihre Zwecke nutzen. Und somit uns versuchen zu manipulieren. Dies macht mich nachdenklich und etwas hilflos, aber gerade jetzt heißt es aufzuwachen und Missstände aufzudecken! Der Hass aus dem Netz ist bereits mitten unter uns angekommen, wir alle müssen jetzt handeln und aufpassen. Diese Schrift ist ein hervorragender Beginn, die Dinge klar zu erkennen und ihnen vorzubeugen.

Ein Herzensbuch, dessen Lektüre so wichtig für unser aller Weiter-Leben ist. Meine Bewertung: fünf von fünf möglichen Sternen und so klar eine Leseempfehlung! Wer sind wir? Wer wollen wir sein? Fragen, die wir alle uns stellen müssen und deren Beantwortung wir vorleben müssen.


Über den Autoren:
Robert Habeck, geboren 1969 in Lübeck, Studium der Philosophie und Philologie in Freiburg i.Br. und Hamburg. 2000 Promotion zum Doktor der Philosophie. Seit 1999 arbeitete er gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch als Schriftsteller. Seit Anfang 2018 ist der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Bei Kiepenheuer & Witsch erschien 2016 seine politische Autobiografie „Wer wagt, beginnt“. Mit seiner Frau Andrea Paluch und vier gemeinsamen Söhnen lebt er in Flensburg.(Quelle: Kiepenheuer & Witsch)

Teufelskrone von Rebecca Gablé

Richard Löwenherz


Wir schreiben das Jahr 1193. Herzog Leopold von Österreich nimmt König Richard Löwenherz gefangen. Guillaume of Waringham, erstgeborener Sohn Jocelyns, dem Earl of Warinham, kommt die unliebsame Aufgabe zu, Aliénor von Aquitanien über die Inhaftierung ihres Sohnes zu informieren. Um unerkannt und unbehelligt an den Hof reisen zu können, bedient sich Guillaume eines Tricks und seines jüngeren Bruders Yvain. Der 15jährige soll bei seinem Onkel Geoffrey FitzStephen vorsprechen, um bei den Templern, deren Meister dieser ist, aufgenommen zu werden. Eine Absprache, die Jocelyn zuvor bereits mit seiner Frau Maud getroffen hatte. Für Yvain kommt diese Information allerdings aus heiterem Himmel. Blitzschnell muss er entscheiden, ob er tatsächlich dem Ritter-Orden beitreten will. Jocelyn macht ihm jedoch deutlich, dass er als zweitgeborener Sohn kein Erbe zu erwarten hat. So begeben sich die Brüder auf eine Reise, deren Ausgang ungewiss ist.

Die Charaktere sind einfühlsam angelegt, hervorragend durchdacht und den gesamten Roman über glaubhaft und vor allem stimmig in ihren Handlungen. Besonders schön finde ich die Beziehung der Brüder Yvain und Guillaume dargestellt und beschrieben. Yvains Liebe zu seinem Bruder ist wirklich fühlbar, obwohl brüderliche Rivalität hindurch blitzt. Diese Rivalität könnte noch geschürt werden, da Yvain unsterblich in Amabel verliebt ist, die jedoch bereits an Guillaume versprochen wurde. Allein damit würde die Autorin Rebecca Gablé bereits einen Meistertitel für diesen Roman verdienen, doch sie kann es noch toppen, denn die Geschichte ist brillant erdacht und erzählt. Ich weiß nie, ob die Autorin die historischen Figuren benutzt, um ihre Story der Waringhams auszumalen oder ob es umgekehrt der Fall ist, dass sie die Warinhams nutzt, um uns Lesern die Historie der realen Personen und ihre Taten nahe zu bringen. Das letztendlich auch unwichtig, denn beides zusammen ergibt eine fabelhafte, ja phantastische Chronik. Wenn es einer Autorin gelingen mag, die Stimmung eines Ortes zu erfassen und zu beschreiben, dann ist es Rebecca Gablé. Über all die Jahre hinweg kann ich den Ort Waringham, das Land, die Wälder, die Burg spüren und fühlen. Damit zieht mich Gablé immer wieder in ihren Bann, der für mich seit Band eins „Das Lächeln der Fortuna“ besteht und ungebrochen ist. Dabei geht die Autorin in der Zeit zurück, während Band eins ab dem Jahr 1360 spielte, so ist der neue, inzwischen bereits sechste Band der Warinham-Reihe im Jahre 1193 platziert und beschreibt die Zeit der Unterzeichnung der Magna Carta und die Blüte des Rittertums um König Richard Löwenherz. Und erneut ist es der Autorin geglückt, mit fundiertem historischen Wissen ein Stück der Geschichte Englands zu veranschaulichen.

Selbstverständlich und aus vollem Herzen vergebe ich fünf von fünf möglichen Sternen und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus. Leser, die als Neustarter in die Serie einsteigen wollen, können dies getrost mit dem neuen Band tun, der Zauber der Waringhams wird unter Garantie sofort überspringen und dann ergibt sie das Lesen der Vorgänger-Bände ganz von selbst! Pageturner: ja! Liebhaber der Zeit, Englands, und Familien-Sagas werden begeistert sein. Fans der Serie werden sogleich die Atmosphäre vom ersten Band zurück erfühlen können. Das Charisma der Familie Waringham ist ungebrochen und somit die Anziehungskraft der Roman-Reihe durchaus beständig.

Herzlichen Dank an das Team vom Bastei Lübbe Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensions-Exemplars.  

Über die Autorin:

Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war.
Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus.(Quelle: Bastei Lübbe Verlag)
Die zeitliche Reihenfolge der Warinham-Saga:

Teufelskrone (ab 1193) – die Unterzeichnung der Magna Carta und die Blüte des Rittertums
Die dramatische Lebensgeschichte des Yvain of Waringham zur Zeit eines der bekanntesten englischen Könige: Richard Löwenherz.
Das Lächeln der Fortuna (ab 1360) – England zur Zeit des Hundertjährigen Krieges
Das Schicksal des Robin of Waringham, der als Sohn eines angeblichen Verräters an der Seite des Duke of Lancaster einen Weg zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft findet und am Ende seinem alten Feind auf Leben und Tod gegenübersteht …
Die Hüter der Rose (ab 1413) – England vor dem Beginn der Rosenkriege
Die Lebensgeschichte des John of Waringham, der sich gegen die ihm aufgezwängte kirchliche Laufbahn entscheidet und der an der Seite König Harrys Teile des Hundertjährigen Krieges miterlebt …
Das Spiel der Könige (ab 1455) – die Rosenkriege
Der Bruderkrieg zwischen Lancaster und York um den englischen Thron und das Schicksal der Waringham-Zwillinge Julian und Blanche
Der dunkle Thron (ab 1529) – die Reformation
Nach dem Foltertod seines Vaters erbt der vierzehnjährige Nick of Waringham eine Baronie in desolatem Zustand – und eine folgenschwere Aufgabe in der englischen Politik …
Der Palast der Meere (ab 1560) – die Zeit der Seefahrer und großen Entdeckungen
Die Rivalität zwischen Elizabeth I. und der schottischen Königin Mary Stewart und der Kampf um die Krone. Isaac of Waringham und das große Zeitalter der Seefahrt und der Eroberungen und Entdeckungen der Neuen Welt.