Rückkehr
Ilse Gräfin von Bredow beginnt ihre
Erzählung im Jahre 1994, die Mauer ist gefallen, den eisernen
Vorhang gibt es nicht mehr. Sie sitzt zusammen mit ihren restlichen
Verwandten und Bekannten ihrer Generation in ihrem Elternhaus und
schwelgt mit ihren Lieben in Erinnerungen. Sie ist zurück in der
märkischen Heide angelangt, in dem Haus, in dem sie ihre ersten
Jahre verbrachte. Nun geht sie in Gedanken zurück ins Jahr 1945, als
ihre Flucht begann. Ihren altersschwachen Bernhardiner Möpschen
konnte Ilse nicht mitnehmen, ihn musste sie zurücklassen. Der
beschwerliche und unsichere Weg in den Westen, zunächst nach
Holstein und später in die Nähe Hannovers. Die Gefahren, denen die
flüchtenden Menschen ausgesetzt waren. Dann die ersten
Nachkriegsjahre, wo noch niemand etwas eigenes hatte, wo die Menschen
arm waren, doch das wenige miteinander teilten. Die Selbständigkeit,
die die von Bredow Töchter bereits früh erlangten, ihre
Unerschrockenheit. Aber auch traurige Erlebnisse, Momente der Angst.
An all das erinnert sich Ilse.
In ihrer gewohnt wunderbaren Sprache
erzählt Ilse Gräfin von Bredow in ihrem Buch „Denn Engel wohnen
nebenan“ aus ihrem Leben, sie tut dies, indem sie mit uns ihre
Emotionen und Empfindungen, Erlebnisse teilt, manchmal tiefgründig,
dann wieder mit einer Portion feinen Humors. Ihr Schreibstil ist sehr
flüssig, das Lesen geht leicht von statten. Mich nimmt die Autorin
von der ersten bis zur letzten Seite mit und kann mich durchgehend
fesseln. Nur zu gerne lese ich über ihre Geschichte und die
Geschichte ihrer Familie und fühle mich an die raren Erzählungen in
meiner eigenen Familie erinnert, denn mein Großvater kam aus
Pommern.
Von Herzen gerne vergebe ich diesem
Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und
empfehle es unbedingt weiter. Leser, die anspruchsvolle wie
niveauvolle Familiengeschichten aus Deutschlands schwierigster Zeit
schätzen, werden dieses Buch ganz sicher nicht vor dem Ende der
Lektüre aus der Hand legen wollen. Ilse Gräfin von Bredow ist eine
ausgezeichnete Geschichtenerzählerin, von der ich mich immer wieder
gut unterhalten fühlte, leider ist die Autorin 2014 verstorben.
Ganz herzlich möchte ich dem Piper Verlag für die freundliche Bereitstellung meines Rezensionsexemplars danken.