Freitag, Oktober 25, 2019

Die letzten ihrer Art von Maja Lunde

Ur-Pferde

Im Jahre 1883 schreibt der Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow in St. Petersburg seine Erfahrungen und sein erworbenes Wissen um die Urpferde Takhi nieder. Ein solches Exemplar wurde in der Mongolei entdeckt und könnte dem Zoo helfen aus der finanziellen Misere zu kommen, in die Michail mit seiner Investition in eine Flusspferddame geraten ist. Wichtig ist ihm jedoch, der Nachwelt sein Wissen preiszugeben, quasi sein Vermächtnis für die Forschung.

Die Berliner Tierärztin Karin reist mit ihrem Sohn Mathias und einer kleinen Herde von Wildpferden in die Mongolei, um diese dort auszuwildern. Karin hat nur die Pferde und deren Wohlergehen in ihrem Kopf, mehr hat da keinen Platz, aufopferungsvoll kämpft sie um das Überleben der gefährdeten Ur-Pferde. Dass ihr Sohn Mathias mit all dem unzufrieden ist und seine Mutter braucht, bekommt sie zunächst nicht mit.

Eva lebt im Jahre 2064 mit ihrer Tochter Isa, die sich im Teenageralter befindet, in Heiane, Akershus, Norwegen, zusammen versuchen sie auf ihrem Hof, einem alten Zoologischen Garten mit den wenigen ihnen verbliebenen Tieren zu überleben. Das Klima hat sich erschreckend verändert, ein Krieg hat viele Jahre gewütet, nichts ist mehr, wie es einmal war. Ihre eigenen Erzeugnisse versucht Eva im nahen Küstenort anzubieten und gegen anderen Waren einzutauschen. Ein karges Leben, abgeschieden von anderen Menschen, denn trauen kann man niemandem mehr. Fast die ganze restliche Menschheit hat sich auf die Wanderschaft begeben, um einen lebenswerten Platz zu finden.

Eindringlich erzählt die Autorin uns Lesern, wie wir Menschen und die Tiere Tiere im Einklang leben sollten, zum Schutze der Natur. Im dystopischen Teil ihres Romans wird erschreckend deutlich, wie es aussehen könnte, futuristisch zwar aber leider überhaupt nicht abwegig. Der Weg dorthin ist für unser Leben heutzutage erschreckend nahe. Die Erzählweise Maja Lundes fesselt und kann mich jeder Zeit mitnehmen. Die Charaktere sind wunderbar, tief und glaubwürdig und ergänzen sich in ihrer Vielfalt hervorragend. Der dritte Teil dieser Serie, der mit "Die Geschichte der Bienen" begann und sich mit "Die Geschichte des Wassers" fortsetzte, lies mich schockverliebt zurück, ich liebe Pferde Bücher und diese zu Herzen gehende Geschichte um das Ur-Pferd beeindruckt mich zutiefst. Der Roman ist in drei zeitliche Ebenen gegliedert und spielt 1883, 1991 und 2064, allein diese Tatsache bringt unterhaltende Abwechslung in die Geschichte, doch natürlich spielen die Kenntnisse aus den Zeiten ineinander und verweben sich geschickt.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es so klar weiter. Die Leser werden mit diesem Buch gleich mit mehreren Genren verwöhnt, historischer Roman, Dystopie und zeitgenössischer Roman werden hier gekonnt vereint. Zudem ist Maja Lunde eine ausgezeichnete Geschichtenerzählerin, die ihre Stories exzellent in Szene setzen kann, in diesem Buch ist alles perfekt und einzigartig stimmig, sie spielt mit den Gefühlen ihrer Leser und animiert uns zum Nachdenken.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal der Random House Verlagsgruppe für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars.

Hier noch einmal der Klappentext zum Nachlesen:
Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?
Über die Autorin:
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. Die Geschichte der Bienen ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet. (Quelle: Verlagsgruppe Random House)