Dieser Roman katapultiert mich zunächst
einmal in die Schönheit der Landschaft am Vansee und in eine
komplett andere Zeit. Das Buch entschleunigt mich, ich genieße die
Schilderungen der Zweisamkeit Brunos und Eddys und der spröden,
zauberhaften Landschaft. Melanie Metzenthin erzählt mir gekonnt und
wortgewandt ihre Geschichte. Die Autorin kann mich sogleich einfangen
und mitnehmen. Spannend finde ich zu lesen, wie unterschiedlich die
beiden Männer die Landschaft erleben. Überhaupt sind die beiden
sehr gegensätzlich, und gerade das macht einen positiven Reiz der
Story aus. Im Jahr 1953 sind die Erlebnisse des Krieges noch stark
gegenwärtig und Bruno durchlebt seine Ängste verständlicherweise
wieder und wieder. Doch kann gerade diese Angst sicherlich auch
hilfreich sein, gefährliche Situation vorher zu erahnen. Wenigstens
müssen sie auf der Reise nicht verheimlichen, dass sie sich lieben,
denn im Iran ist ihre Liebe nicht strafbar.
Das gesetzliche Verbot
von Homosexualität wurde in Deutschland hingegen erst 1994 endgültig
abgeschafft und manche Psychiater boten sogar ''Behandlungen'' an.
Selbstverständlich vergebe ich dem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und spreche ihm meine uneingeschränkte Lese-Empfehlung aus. Leser und Leserinnen von historischen Romanen, die auch an politische Ereignisse aus dem Iran der 50er Jahre interessiert sind, werden dieses Buch verschlingen und lieben wie ich.
Das Buch ist ein Sequel der Reihe ''Leise Helden'', es kann aber - meiner Meinung nach - auch durchaus unabhängig von der Serie gelesen werden.
Kurzmeinung:
Dieser Roman steckt voller Emotionen und Lokalkolorit. Die Stimmung, die Probleme und die historischen Ereignisse werden wunderbar geschildert.
Über die Autorin:
Melanie Metzenthin lebt in Hamburg, wo sie als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen psychische Erkrankungen oft eine wichtige Rolle spielen. Beim Schreiben greift die Autorin gern auf ihre berufliche Erfahrung zurück, um aus ihren fiktiven Charakteren glaubhafte Figuren vor einem realistischen Hintergrund zu machen. 2020 wurde sie für ihr Buch "Mehr als die Erinnerung" mit dem DELIA Literaturpreis ausgezeichnet.