Abgeschnitten
Die Insel-Polizistin Sergeant Cara
Folan ist für die Bewohner von der irischen Insel Inishmore auch
nach zehn Jahren immer noch die ''Zugereiste''. Sie taxieren sie
skeptisch, erschwerend kommt hinzu, dass sie kein Gälisch spricht.
Dabei ist Cara auf der Insel geboren, aufgewachsen ist sie jedoch auf
dem Festland. Außerdem kämpft Cara gegen den stark verwurzelten
Aberglauben der Bevölkerung, den ''piseóc'' an. Absurderweise haben
es Rothaarige gerade in Irland dabei nicht leicht. Neben der
Eigenarten der Menschen beschreibt die Autorin in wundervollem Stil
die Gegend. Die spröde Schönheit, die Einzigartigkeit der
Felseninsel ist wunderbar geschildert. Ich sehe die Landschaft
geistig vor mir und bekomme Lust sie im realen Leben zu bewundern. Es
herrscht allerdings gerade eisiger Winter und ein Schneesturm
schneidet die Insel sogar vom Festland ab. Jetzt sind sie hier ganz
auf sich selbst gestellt, die Fähren können nicht passieren und
auch mit dem Flugzeug kann niemand die Atlantikinsel erreichen. Als
sich die Nachricht verbreitet, dass ein Mensch von den Klippen
gestürzt wurde, spitzt sich die Situation in der Gemeinde deutlich
zu. Das Misstrauen wächst, jeder ist gegen jeden. Vor zehn Jahren
gab es bereits einmal eine Tragödie und nun scheint sich alles zu
wiederholen ...
Atmosphärisch unglaublich dicht erzählt die
Autorin Tríona Walsh ihren Thriller. Der Spannungsbogen ist bis zum
Anschlag gespannt und wird erstklassig fest gezurrt und gehalten und
das von der ersten bis zur letzten Seite. Die Autorin lässt ihre
Figuren fantastisch gut agieren, sie sind unbeugsam, stur und durch
die Ereignisse zudem verängstigt. Das kommt glaubwürdig und
authentisch rüber. Das gesamte Setting ist einfach genial, die
Einsamkeit der Insel, die gegenseitigen Verdächtigungen der
Menschen. Der Plot ist dabei brillant gestaltet, mit vielen
unvorhersehbaren Wendungen und eingebundenen, überraschenden Twists.
Für mich ein genial angeordneter Pageturner, der sich mit jeder
Seite mehr entwickelt. Hochspannung pur! Der Schreibstil gefällt mir
richtig gut, die Autorin versteht es mit den Gefühlen von uns
Leserinnen und Lesern zu spielen.
Selbstverständlich vergebe
ich diesem erstklassigen Thriller seine mehr als wohlverdienten fünf
von fünf möglichen Sternen und spreche ihm meine absolute
Leseempfehlung aus. Jeder Thriller-Liebhaber wird mit dem Buch voll
auf seine Kosten kommen. Die Ausweglosigkeit der Menschen wird durch
die geografische Lage des Settings und ihrer eigenen schwierigen
Charaktereigenschaften bestechend verschärft. Ein Irland-Thriller
par excellence!
Über die Autorin:
Tríona Walsh liebt es, Krimis und Thriller zu lesen und zu schreiben,
ist im wirklichen Leben aber ziemlich gesetzestreu. Die zweimalige
Gewinnerin des Wettbewerbs »Irish Writers Centre Novel Fair« lebt mit
vier Kindern, drei Katzen und einem Ehemann in Dublin. (Quelle: S. Fischer-Verlage)
Original-Klappentext:
Der atmosphärische Bestseller mit
dramatischen Wendungen bis zum Schluss.
Eiskalter Winter,
tosendes Meer: Cara und ihre Freunde treffen sich auf der irischen
Insel Inishmore wieder. Zehn Jahre sind seit der Tragödie vergangen,
die sie auseinandergerissen hat. Nun wollen sie den Jahrestag
begehen. Die Feier hat kaum begonnen, als die Insel durch einen
Schneesturm abgeschnitten wird; keine Fähre, kein Helikopter. Da
kommt die Schreckensnachricht: Ein Mensch wurde von den berüchtigten
Steilklippen gestürzt. Alle sitzen in der Falle. Die Freundschaft
weicht Feindseligkeit, Lügen und Neid. Denn der Mörder oder die
Mörderin ist noch auf der Insel – und längst nicht am Ende
angekommen.
Herzlichen Dank an netgalley_de und die S. Fischerverlage für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars!