Abgeschnitten
Wir befinden uns im Jahr 1978, Luise Emilia Katharina Gräfin von Schwan, Patriarchin des Guts sowie der Baumschule Schwanenholz, ist tot. Der Zeitpunkt ist zwar denkbar ungünstig, kurz vor Weihnachten, doch gibt es für einen Abschied überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Luise ist friedlich beim Nachmittags-Tee entschlafen. Für sie sicher schön, nach einem erfüllten Leben, doch die Hinterbliebenen, sie leiden? Die 72jährige Isa, Köchin im Herrenhaus, trauert. Und ebenso Carl, der Neffe der Verstorbenen, ist zerwühlt. Was dann über die Trauergemeinde hereinbricht, ist unvorstellbar erschütternd, für alle Beteiligten.
Die Idee ist an sich schon genial, eine Familie wird
wetterbedingt von der Außenwelt ausgegrenzt und muss sich
zwangsweise den aufkommenden Problemen stellen und sich mit ihnen
auseinandersetzen. Die Autorin hat dies fulminant gelöst!
Ausdrucksstark und in wunderschöner, prächtig gestalteter Sprache
erzählt die Autorin diese eindringliche Familiengeschichte. Die
einzelnen Sätze sind teilweise mit Poesie versetzt und das Lesen
bringt mir ungeheuren Spaß. Dieses Buch sprüht nur so vor
Lieblingssätzen. Auch wenn die Stimmung zu Beginn wegen des
Trauerfalls gedämpft ist, so bietet der Text auch immer wieder
Momente des Schmunzelns. Herrlich unterschiedlich sind die
mitspielenden Charaktere und sie sind hervorragend dargestellt. Die
aufmüpfige Großnichte Carolin ebenso wie die nach außen starke Isa. Probleme
scheut die Autorin nicht und sie setzt sich in brillanter Weise mit
der Problematik der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg auseinander.
Vertrauen, Misstrauen, Hintergehung, Liebe und Freundschaft werden
intensiv von Katrin Burseg bearbeitet und hingebungsvoll in ihrer
Geschichte und auf ihre Figuren umgesetzt. Eine wahre emotionale
Berg- und Talfahrt bedeutet die Lektüre dieses Romans -
unbeschreiblich schön!
Noch ein Volltreffer im noch frühen
Lesejahr 2022, dieser Roman reiht sich ein in die Liste meiner
Herzensbücher! So klar vergebe ich fünf sehr wohlverdiente Sterne
von fünf möglichen Sternen und spreche dem Buch meine
uneingeschränkte Leseempfehlung aus. Wer Familiengeschichten liebt,
die historisch angehaucht sind und sich durchaus auch
gesellschaftskritischen Fragen stellen, ist hier genau richtig. Ich
habe das Buch regelrecht verschlungen und wurde prächtig durch das
Lesen unterhalten.
Über die Autorin:
Katrin Burseg, geboren 1971 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte und Literatur in Kiel, bevor sie als Journalistin und Autorin arbeitete. Sie wuchs in einem mehr als hundert Jahre alten Bauernhaus in Schleswig-Holstein auf. Als Kind erlebte sie die Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/1979, mit ihrer Familie war sie mehrere Tage lang eingeschneit. Diese Erinnerung inspirierte sie zu ihrem Roman »Unter dem Schnee«. (Quelle: RandomHouse)
Original-Klappentext:
Schloss Schwanenholz, Ende Dezember 1978: Fünfzig Jahre führte Luise von Schwan die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand. Nun wird die Gräfin beerdigt. Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft ein ungebetener Gast aus Frankreich ein. Wer ist die geheimnisvolle Frau, die behauptet, Luises Tochter zu sein? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf dem Gut ausgebeutet? Fünf Tage, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal der RandomHouse Gruppe für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars!