Sonntag, April 19, 2015

Der Glühwürmchensommer von Gilles Paris

Ein Sommer des Aufflackerns alter, romantischer Gefühle

Featured imageVictor Beauregard ein kleiner, 9jähriger Junge mit vorwitziger und nicht zu bändigender Stirnlocke erklärt uns die Welt, wie er sie sieht und versteht und dies tut er in so fabelhafter Weise und er bringt ihn dabei genau auf den Punkt – den Sinn des Lebens.
Victor lebt mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Osten Frankreichs, die Mutter ist eine Buchhändlerin, der Vater ein Fotograf, der für ein Reisemagazin arbeitet. Die Eltern sind getrennt, ein Jahr nachdem der Vater die Familie verlassen hat, zieht Pilar bei der Familie ein, von da an gibt es zwei Mamas in der Familie. Trotz der Trennung lieben sich die Eltern noch immer. Victor hat eine ältere Schwester – Alicia, sie ist 14 Jahre alt.
Die Sommer verbringt die Familie, mit Ausnahme des Vaters, an der Côte d’Azur und dies seit Victor 4 Jahre alt ist. Sie verfügen dort über ein Appartement in einer Résidence. Dort treffen sich die unterschiedlichsten Charaktere, die allesamt interessante Figuren sind: Rosita, die Hausmeisterin; die älteste Bewohnerin Baronin Hedwige de Liseray; Gaspard, der Victors bester Freund ist; Justine, für die beide Jungen schwärmen.
In diesem Sommer sieht Victor zum ersten Mal Glühwürmchen, die er zunächst für Feenstaub hält. Und es ist der Sommer in dem er sich das erste Mal für Mädchen interessiert, vorsichtig und schüchtern nähert er sich Justine und nennt sie seine Fee. Lediglich ihr herrisches Kindermädchen Augusta gilt es auszutricksen, so dass sie gemeinsame Zeit alleine verbringen können.
Gerade zur Baronin verbindet Victor eine tiefe Freundschaft. Die Frau, der alle anderen mit distanziertem Respekt begegnen und der kleine Junge finden einen Draht zu einander. Sicher begegnet Victor ihr ebenfalls mit Wertschätzung doch mit offenem Herzen. Sie ist auch die einzige Erwachsene, die mit Victor offen redet und ihm hilft, die Vergangenheit seiner Familie zu ergründen. Warum mag der Papa sie nicht in die Résidence begleiten? Welches Schicksal ereilte Papas Schwester Félicité? Warum behauptet seine Mama, Félicité sei ein schlechter Mensch gewesen? Warum sind die Eltern getrennt, wenn sie sich doch noch lieben? Dinge, die es zu ergründen gilt, hört Victor doch ansonsten nur, dass er zu klein sei, um zu verstehen.
Würde seine Umgebung sprich seine Familie ihm doch nur einmal zuhören, so würden sie verstehen, dass er nicht zu jung ist. Wie zum Beispiel seine Erkenntnis darüber, dass Alicia in den Falschen verliebt ist und den Richtigen darüber zu verlieren droht.
Dann tauchen plötzlich zwei neue Freunde auf – die beiden Zwillinge Tom und Nathan, mit spannenden Geschichten über die alten Villen am Zöllnerweg (Sentier des Douaniers).
Ansonsten eher zurückhaltend im Umgang mit anderen Kindern, schließt sich Victor ihnen an, ist er doch fasziniert von ihnen und ihren Geheimnissen. Zusammen erforschen sie die wunderschöne Landschaft mit ihren prächtigen Villen.





Gilles Paris erinnert mich mit seinem Buch ein wenig an Eric Mallpass’ Gaylord-Romane ebenso an Antoine de Saint-Exupérys ”Der kleine Prinz” und er hat doch seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil, man taucht sofort ein in die Geschichte, sieht alles bildlich vor sich und somit ist das Buch ein schönes, rundes Leseereignis.

Unbedingt empfehlenswert, warmherzig, gefühlvoll, liebenswert und einzigartig – ja ein Herzensbuch und ich vergebe ihm 5 von 5 Sternen.