Mittwoch, April 22, 2015

Der Architekt des Sultans von Elif Shafak


Die Liebe zur Architektur als Sinn des Lebens

Featured imageDie Autorin Elif Shafak entführt uns sprach-gewaltig in das Jahr 1574, nach Istanbul und dort in den Palast des Sultans. Jahan, die Hauptperson dieses geschichtsträchtigen Romans, ist ein 12-jähriger Junge, ein Elefantenführer. Mit ihm zusammen in den Prachtbau gekommen, ist sein Elefant Chota, der Jahan über Jahrzehnte hinweg ein beständiger und verlässlicher Gefährte werden soll.
Eines Nachts, als die meisten im Herrschaftshaus bereits schlafen, wird es unruhig. In der Dunkelheit ertönt das grimmige Knurren eines der Kaspischen Tiger. Auch die anderen exotischen Tiere benehmen sich anders als sonst. Jahan schleicht sich in den Hof um den Grund dafür herauszufinden. Was ist es, das die Tiere so nervös macht? Verbotener weise dringt er tiefer in den Besitz ein, da macht er einen erschreckenden Fund … so startet Elif Shafak ihre Geschichte, die um die historische Person, dem Meister Sinan, dem Hofarchitekten und größten osmanischen Baumeisters, gesponnen ist. Mit seinen vier Schülern ist er mit seinem nächsten Auftrag beschäftigt, dem Entwurf eines Hamam, ein Dampfbad für den Palast des Sultans. Einer dieser Schüler wird Jahan sein, der von da an seinen Weg als Bauzeichner und Elefantenführer gehen wird.




Istanbul, war zu der Zeit die Hauptstadt eines riesigen Reiches, das von Ungarn bis Bagdad und Algerien reichte. Das Osmanische Reich war am Gipfel seiner Macht, was sich in einer Vielzahl von imposanten Palästen und Moscheen eben jenes Architekten, Sinan, widerspiegelte. Istanbul eine schillernde, schnell wachsende Stadt, mit seinen Bewohnern aus vielen verschiedenen Nationalitäten und Religionen – dies alles verbindet die Autorin in ihrem faszinierenden und fesselnden Roman.
Ein wunderbares Buch, eindringlich und ausdrucksstark geschrieben. Schon der Prolog, in dem der dann bereits 98-jährige Jahan, sich in wieder seiner Heimat Indien befindend auf sein Leben zurückblickt, ist nahezu philosophisch. Sätze wie ”Könnte ich nur in der Rückschau behaupten, ich hätte ebenso sehr zu lieben gelernt wie das Lernen geliebt!” gehen buchstäblich unter die Haut.
Elif Shafak schafft es, dass beim Lesen ein Film vor unserem inneren Auge abläuft, so farbenfroh und deutlich schildert sie das Leben in der damaligen Zeit. Die Geschichte um Jahan lässt uns eintauchen in eine märchenhafte Welt, doch das wahre Leben in 1001 Nacht ist eher erschreckend und birgt zahllose, dunkle Geheimnisse.

Gerne möchte ich dieses Buch weiter empfehlen und vergebe ihm fünf von fünf Sternen.