Samstag, Oktober 01, 2022

Klaus muss raus von Maiken Brathe

 

Pläne schmieden und in die Tat umsetzen


Die knapp 60jährige Edith ist seit etwas über einem Jahr verwitwet. Ihr fast 40jähriger Sohn Klaus lebt noch bei ihr im Haus, im Hotel „Mama“ sozusagen. Klaus versucht mehr und mehr in die Rolle des Vaters zu schlüpfen. Wie kann Edith ihn loswerden? Nach dem Tod ihres Mannes Heinz hat sich Edith zunächst einmal einen Herzenswunsch erfüllt und sich einen Hund angeschafft, den Pudel Paulchen. Mit ihm unternimmt sie Ausflüge in den städtischen Wald und lernt Hund und Leute kennen. Sie freundet sich mit Kim an, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht und Lebenshilfe in wichtigen Fragen leistet. Doch von sich selbst gibt Kim nur wenig preis. Sie schmieden gemeinsam Pläne, Klaus loszuwerden!


Schon nach den ersten gelesenen Seiten stecke ich total in der Geschichte drin und mein Leserinnen-Herz öffnet sich weit für die Protagonistin Edith. Ich muss sie einfach lieben und dabei auch den kleinen Pudel Paulchen. Die Charakteristik dieser Figur ist der Autorin Maiken Brathe wunderbar gelungen. Eine Frau, alles anderer als verwöhnt von ihrem bisherigen Leben, nabelt sich ab und will neu starten, dabei ist sie offen für alles Neue. Die Zufallsbekanntschaften, auf die Edith trifft, sind herrliche Randfiguren, die Geschichten zu ihnen mal lustig, mal skurril, tiefgründig und vor allem nie langatmig. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ausnehmend gut, sie packt wichtige Informationen auch mal gerne in Nebensätze versteckt. Das gefällt mir! Die Sprache ist modern, frisch und lebendig. Die Figur der Kim ist geheimnisvoll, eine patente Frau, die immer Rat weiß, liebenswert und gleichzeitig mysteriös, sie ist pfiffig und charmant. Einfach nur perfekt geschrieben! Das Tempo der Autorin ist rasant und wir LeserInnen erfahren unheimlich viel, doch die Geschichte ist ebenfalls tiefgründig und steckt voller Symbolik, weshalb ich mir beim Lesen Zeit genommen habe, so dass ich nichts verpasse.


Von Herzen gerne vergebe ich diesem kurzweiligen Roman fünf wohlverdiente Sterne von fünf möglichen Sternen und spreche ihm meine absolute Leseempfehlung aus. LeserInnen erwarten vielschichtige Figuren und ein wunderbar arrangierter Plot. Eine bezaubernde Geschichte, die sich für ein Lese-Wochenende auf dem Sofa anbietet.

 

Über die Autorin:

Maiken Brathe ist 1970 in Hamburg geboren und wuchs auf dem platten Land auf. Sie studierte Germanistik, Journalistik und Politische Wissenschaften. »Life can be a b witch« – der Weg zur Schriftstellerei war ver­­­hext, aber inspirierend für erste Essays und Glossen für die Zeitschrift »mobil« der Deutschen Rheumaliga sowie Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften und Anthologien. Neben Maiken Brathes Debütroman »Tilda« erscheint 2021 ein Sachbuch über die Sterbebegleitung ihrer Mutter (»Leg schon mal die Handtücher auf die schönsten Wolken«, Adakia). Als bekennendes Nordlicht lebt sie in der Nähe von Marsch und Elbe in Elmshorn und fotografiert Menschen und Schafe »op’n Diek«.

 Gewinnerin u.a. des Uli-Horn-Preises 2008, Preisträgerin des Edgar-Stene-Prize 2018.

 Website: http://maikenbrathe.com/

 (Quelle: Ulrike Helmer Verlag)


Original-Klappentext:

Edith (59) ist frisch verwitwet – und glücklich. Endlich Zeit, ihre Träume zu erfüllen: einen Führerschein machen, ein eigenes Konto eröffnen, ans Meer fahren mit Pudel Paulchen – ohne dass ihr Mann sie maßregeln und bevormunden kann. Doch da ist noch … 

… Ediths Sohn Klaus (39). Der macht ihr das Leben schwer, weil er die Attitüden seines Vaters nahtlos übernimmt, und das Schlimmste: Klaus denkt nicht im Traum daran, das mütterliche Nest zu verlassen.

Bei einem Spaziergang mit ihrem Hund lernt Edith die Eigenbrötlerin Kim kennen. Gemeinsam schmieden die beiden Frauen Pläne, den späten Vogel aus dem Nest zu scheuchen. Hilfe kommt auch von weiteren Hundemenschen, denn Hundemenschen halten zusammen. Je kurioser der Plan, desto vielversprechender erscheinen die Erfolgschancen: Von Hausarbeitsstreik über Verkupplungsversuche bis hin zu Kidnapping wird alles versucht. Leicht fällt das Edith nicht, die hin- und hergerissen ist zwischen Freiheitswunsch und Mutterliebe. Als wäre das alles nicht genug, stellt Kim ihre Welt auch noch auf den Kopf, denn eigentlich steht Edith, so dachte sie, doch gar nicht auf Frauen.

 

 

 

 

 

 

 

Herzlichen Dank an den Ulrike-Helmer-Verlag und an Lovelybooks für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars, im Rahmen einer Lese-Runde!