Freitag, Februar 10, 2017

Alle Farben der Nacht von Jonas Zauels

Welche Farbe hat das Leben?


Die siebzehnjährige Emilia ist ganz auf sich gestellt. Der Vater hat die Familie früh verlassen, die Mutter ist bereits verstorben. Nach dem endgültigen Zerwürfnis mit ihrer Großmutter lebt Emilia nun allein in einer eigenen Wohnung, die das Jugendamt finanziert. Durch die Stränge und Dominanz der Großmutter ist Emilia überbehütet und dadurch etwas naiv in ihren Handlungen. Sie bricht aus ihrem Leben aus, indem sie sich in Alkohol und Drogen flüchtet. Sie verliert komplett den Halt, findet Erfüllung in kurzen Beziehungen, die ihr nur den schnellen Sex bringen sollen. Zu tiefen Gefühlen und gar Bindungen scheint Emilia nicht fähig zu sein. Ist sie eine Gestörte? - Das bleibt zunächst offen. Auf jeden Fall jedoch ist sie eine Getriebene; wird sie finden, was sie sich ersehnt?



Mit Emilia ist dem Autoren Jonas Zauels in seinem Debütroman „Alle Farben der Nacht“ eine Hauptfigur geglückt, die brillanter nicht hätte sein können. Die Situation um das Mädchen spitzt sich im Roman immer mehr zu, der Autor gibt die Geschichte nach und nach preis. Und doch bleibt dem Leser viel Raum für Interpretation. Mich persönlich bringt Jonas Zauels zum Nachdenken und die Story wird mich noch eine Weile beschäftigen. Der Schreibstil ist beeindruckend, Jonas Zauels lässt die Wirklichkeit mit der Phantasie verschmelzen. Er tut dies mit auserwählten Worten, die Sprache ist klar und präzise sowie modern und jung. Abgerundet wird das Werk durch gute und fesselnde Dialoge. Das verwendete Tempo ist angenehm und mitreißend; der Autor kann mich das gesamte Buch hindurch fesseln und ich habe dem Ende und somit der Auflösung geradezu entgegengefiebert.

Mein Urteil: fünf von fünf möglichen Sternen und eine unbedingte Leseempfehlung an alle Leser, die sich für Coming-of-Age-Romane interessieren. Dieses wunderbare Debüt hat mir unterhaltsame Lesestunden gebracht und viele Denkanstöße vermittelt. Der Roman ist insgesamt ausdrucksstark, literarisch hochwertig und fast schon poetisch – mit vielen unvergesslichen Lieblingssätzen.

Herzlichen Dank an den Ulrike Helmer Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.