Eine Kindheit in den 60ern
Der kleine Matthias könnte in den 60er
Jahren eine ganz normale Kindheit durchleben, wäre da nicht der
Umstand, dass sein Vater der Bundeskanzler der Bundesrepublik
Deutschland ist. So lebt die Familie Garten an Garten mit dem
Präsidenten im noblen Bonner Stadtteil Venusberg. Matthias wird hin
und wieder eben dort zu einem heißen Kakao eingeladen. Außerdem
freundet er sich mit einigen der Personenschützer an, nur um sich
diebisch zu freuen, wenn er ihnen später entwischen kann um mit
seinem Bonazarad den angrenzenden Wald zu durchforsten. In der Schule
lebt er nach dem Motto, nur nicht aufzufallen, denn er möchte nicht
im Mittelpunkt stehen und auch nicht zeigen, dass er über gewisse
Privilegien verfügt.
Matthias Brandt hat mit
„Raumpatrouille“ Geschichten seiner Kindheit festgehalten, mit
den kleinen Episoden, die voller Detailliebe stecken, zeigt er, welch
ein brillanter Geschichtenerzähler er doch ist. Jede Kurzstory ist
für sich selbst ein kleines Kunstwerk und ich kann als Leserin jede
Szene vor meinem inneren Auge ablaufen sehen. Die Sprache, die der
Autor verwendet ist ausdrucksstark. Der Schreibstil ist beeindruckend
und Matthias Brandt kann mich mit jeder einzelnen Geschichte fesseln.
Auch wenn er im Vorwort quasi offen lässt, ob das worüber er
schreibt wirklich genauso passiert ist, wird doch das besondere
Verhältnis zu den Eltern deutlich und von Matthias Brandt mit viel
Gefühl beschrieben.
Ich bewerte dieses Buch mit fünf von
fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Leser, die
in den 60er Jahren geboren wurden, werden viele Erinnerungen aus
ihrer eigenen Kindheit wieder entdecken und wie ich darin schwelgen.
Zusätzlich zum Buch ist der Soundtrack erschienen, auf der CD
„Memory Boy“ von Jens Thomas hat der Musiker mit Matthias Brandt
zusammen eine Songliste erstellt; für jede Geschichte ist ein Lied
vertreten. Die Musik unterstützt hervorragend den Rückblick in die
Zeit.