Ein Leben mit der Depression
In ihrem Buch „Minusgefühle“
erzählt die Autorin Jana Seelig ihren Weg mit der Depression zu
leben. Sie beginnt damit zu versuchen zu beschreiben, warum sie vor
Jahren mit Twitter den Weg in die Öffentlichkeit suchte, um über
ihre Erkrankung zu sprechen. Was mit einer Diskussion zwischen ihr
und ihrem damaligen Freund begann, nahm quasi über Nacht immense
Ausmaße an. Der Hashtagg #notjustsad wird noch immer ausgiebig
genutzt und ist für viele eine erste Anlaufstelle.
Jana Seelig berichtet über erste nicht
zuzuordnende Symptome, über Zusammenbrüche, letztendlich der
Diagnose selbst und ihren Umgang mit der Erkrankung Depression. Aber
sie berichtet auch von Reaktionen der Ärzte bis zu nicht immer
positiven Stellungnahmen von ihr nahestehenden Personen wie Freunden
und Verwandten. Mit dem Erkennen, wer zu ihr hält und wer nicht, hat
sie sich letztendlich auch von „Nichtfreunden“ befreien müssen.
Wobei eine Veränderung jeglicher Art gerade bei depressiven Menschen
nicht einfach ist. Die Autorin schreibt über Behandlungswege, die
sie für sich gewählt hat. Sie schreibt außerdem über
Minusgefühle, die trotz dem Wissen um die Diagnose und der Einnahme
von Medikamenten nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin zum
Alltag eines Erkrankten gehören, mal mehr und mal weniger.
Das Buch lässt sich hervorragend
lesen, da Jana Seelig mit einer gewissen Spur Humor und Ironie
schreibt, sofern es das schwierige Thema denn zulässt. Ich als
selbst Betroffene habe auch für mich selbst wieder einmal neue
Erkenntnisse aus den Schilderungen ziehen können, nämlich, dass ich
anscheinend schon viel länger an der Krankheit leide als bisher
angenommen. Demnach begann die Depression bei mir bereits im
Teenageralter erste Symptome zu zeigen.
Ein wichtiges Buch, dem ich natürlich
fünf von fünf möglichen Sternen vergebe und das ich absolut weiter
empfehle, an interessierte Leser, aber auch an Betroffene und
Angehörige, nicht als Therapieversuch, jedoch zur Hilfe des
Verstehens einer schwierigen Erkrankung, die noch immer einen
negativen Touch in unserer Gesellschaft verbreitet.
Herzlichen Dank an den Piper Verlag für
die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.