Freitag, Februar 25, 2022

Das verschlossene Zimmer von Rachel Givney

 

Dunkle Geheimnisse

Die 17-jährige Marie lebt in Krakau, es ist das Jahr 1939. Sie liebt ihren Vater bedingungslos und doch gibt es etwas, das sie wissen möchte. Über ihre Mutter weiß Marie nämlich gar nichts, außer dass sie die Familie verlassen hat und dies bereits als Marie ein Kleinkind war. Das Schlafzimmer des Vaters ist stets verschlossen und für das Mädchen nicht zugängig. Aber ihre Fragen nach der Mutter blockt der Vater immer ab. So entschließt sich Marie, die Tür heimlich mit Hilfe einer Haarnadel zu öffnen. Sie erwartet im für sie verbotenen Zimmer Hinweise auf den Aufenthaltsort Ihrer Mutter zu erlangen. Natürlich ist es Marie bewusst, dass sie den Vater damit enttäuscht und ihn sogar hintergeht. Wird Marie etwas erfahren? Wird das Verhältnis zu ihren Vater belastet werden?


 

In wunderbarer, ausgeglichener und feinfühliger Sprache hat die Autorin diese Geschichte verfasst. Sie kann mich mit ihrem starken Schreibstil sogleich einfangen und für sich gewinnen. Dieses Buch ist unglaublich mitreißend, es nimmt mich gefangen. Die Figuren sind brillant angelegt, gerne folge ich ihrem Schicksal. Die Zeit im Polen, genauer gesagt Krakau, des Jahres 1939 beinhaltet an und für sich bereits Dramatik genug und doch schafft die Autorin eine besondere Atmosphäre um die junge Marie und ihrem, aufopferungsvollen Vater Dominik Karski. Eben dieser ist Arzt und übt seinen Beruf voller Leidenschaft und mit Herzblut aus. Die Figur der Marie, die den Vater über alles liebt und die ihn dann doch hintergeht, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, die er ihr nicht geben will, ist wunderbar gestaltet. Das Hin- und Hergerissensein der jungen Marie wird deutlich klar. Das gesamte Setting ist phantastisch gestaltet und ich sehe die Charaktere und Szenen wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen. In wundervollen Details schafft die Autorin authentische Atmosphäre. Die Geschichte selbst ist außerordentlich tiefgründig und erstklassig gesetzt. Ein Herzensbuch für mich und eines, das als Highlight in meinen Gedanken bleiben wird.

Dieses Buch, das eine Familiengeschichte voller Geheimnisse in sich birgt, bewerte ich selbstverständlich mit wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es so klar weiter. Leser und Leserinnen, die gerne Rätsel ergründen mögen und historische Familienromane lieben, liegen hier goldrichtig. Mich selbst hat das Buch mit seinen Figuren und einer herzergreifenden Story hervorragend unterhalten!

Kurzmeinung:

Tiefgründige Familiengeschichte, in der Moral, Liebe, Geheimnisse und Vertrauen dominieren. 

Ein großes Kompliment und Dankeschön möchte ich an die Übersetzerin Ute Leibmann aussenden, die die Atmosphäre herrlich einfangen und wieder geben konnte!

 

Über die Autorin:

Rachel Givney hat als Drehbuchautorin schon an vielen der beliebtesten australischen TV-Serien mitgewirkt, u. a. bei McLeods Töchter. Nach längeren Aufenthalten in den USA, Großbritannien und Deutschland lebt die gebürtig Australierin heute wieder in Sydney. Für Secrets My Father Kept reiste sie aber mehrfach für Recherchen nach Polen. Die Filmrechte ihres ersten Romans, der Jane-Austen-Komödie Jane in Love, wurden von einem großen Streamingdienst optioniert. Derzeit arbeitet Rachel Givney am Drehbuch hierzu – und an ihrem nächsten Roman. (Quelle: Bastei Lübbe Verlag)


Original-Klappentext:

Wie viele Geheimnisse erträgt eine Familie?

Krakau, im Frühjahr 1939. Alle Zeichen stehen auf Krieg, denn das Deutsche Reich treibt seine Angriffspläne auf Polen unbarmherzig voran. Die junge Marie aber beschäftigen ganz anderen Fragen: Wer ist ihre Mutter? Warum verschwand sie, als Marie ein Kleinkind war? Und warum verweigert ihr Vater, ein renommierter Arzt, jedes Gespräch über sie? Als sie die Ungewissheit nicht mehr aushält, entschließt Marie sich zu einem drastischen Schritt.

Marie zog eine Haarnadel aus ihrem blonden Haar. Bisher verfügte sie über keinerlei Erfahrungen als Einbrecherin, doch Olaf, ein ortsansässiger Tunichtgut, der zusammen mit ihr in der Straßenbahn zur Schule fuhr, hatte sich ihr gegenüber in dieser Woche damit gebrüstet, dass es ein Leichtes sei, ein Schloss mit einem schmalen Metallstück aufzubrechen. "Einfach nur reinschieben und ein bisschen hin und her ruckeln", hatte er geprahlt.
Marie musterte den Messingdraht und lächelte. In der Regel sahen die Leute in einer Haarnadel nur ein Accessoire, mit dem man seine Frisur bändigen konnte. Marie sah darin etwas anderes – einen Schlüssel.

Als Marie das Zimmer ihres Vaters aufbricht und durchsucht, riskiert sie, dadurch sein Vertrauen zu verspielen. Doch sie hat keine andere Wahl: Sie muss wissen, was aus ihrer Mutter wurde ...

Rachel Givney erzählt eindrucksvoll davon, was eine Familie ausmacht. Ein Roman, der zutiefst bewegt und nachhallt.

 

 

 

 

 

Herzlichen Dank an NetGalley Deutschland und den Bastei Lübbe Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensions-Exemplars!