Mittwoch, April 22, 2015

Der Architekt des Sultans von Elif Shafak


Die Liebe zur Architektur als Sinn des Lebens

Featured imageDie Autorin Elif Shafak entführt uns sprach-gewaltig in das Jahr 1574, nach Istanbul und dort in den Palast des Sultans. Jahan, die Hauptperson dieses geschichtsträchtigen Romans, ist ein 12-jähriger Junge, ein Elefantenführer. Mit ihm zusammen in den Prachtbau gekommen, ist sein Elefant Chota, der Jahan über Jahrzehnte hinweg ein beständiger und verlässlicher Gefährte werden soll.
Eines Nachts, als die meisten im Herrschaftshaus bereits schlafen, wird es unruhig. In der Dunkelheit ertönt das grimmige Knurren eines der Kaspischen Tiger. Auch die anderen exotischen Tiere benehmen sich anders als sonst. Jahan schleicht sich in den Hof um den Grund dafür herauszufinden. Was ist es, das die Tiere so nervös macht? Verbotener weise dringt er tiefer in den Besitz ein, da macht er einen erschreckenden Fund … so startet Elif Shafak ihre Geschichte, die um die historische Person, dem Meister Sinan, dem Hofarchitekten und größten osmanischen Baumeisters, gesponnen ist. Mit seinen vier Schülern ist er mit seinem nächsten Auftrag beschäftigt, dem Entwurf eines Hamam, ein Dampfbad für den Palast des Sultans. Einer dieser Schüler wird Jahan sein, der von da an seinen Weg als Bauzeichner und Elefantenführer gehen wird.


Sonntag, April 19, 2015

Der Glühwürmchensommer von Gilles Paris

Ein Sommer des Aufflackerns alter, romantischer Gefühle

Featured imageVictor Beauregard ein kleiner, 9jähriger Junge mit vorwitziger und nicht zu bändigender Stirnlocke erklärt uns die Welt, wie er sie sieht und versteht und dies tut er in so fabelhafter Weise und er bringt ihn dabei genau auf den Punkt – den Sinn des Lebens.
Victor lebt mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Osten Frankreichs, die Mutter ist eine Buchhändlerin, der Vater ein Fotograf, der für ein Reisemagazin arbeitet. Die Eltern sind getrennt, ein Jahr nachdem der Vater die Familie verlassen hat, zieht Pilar bei der Familie ein, von da an gibt es zwei Mamas in der Familie. Trotz der Trennung lieben sich die Eltern noch immer. Victor hat eine ältere Schwester – Alicia, sie ist 14 Jahre alt.
Die Sommer verbringt die Familie, mit Ausnahme des Vaters, an der Côte d’Azur und dies seit Victor 4 Jahre alt ist. Sie verfügen dort über ein Appartement in einer Résidence. Dort treffen sich die unterschiedlichsten Charaktere, die allesamt interessante Figuren sind: Rosita, die Hausmeisterin; die älteste Bewohnerin Baronin Hedwige de Liseray; Gaspard, der Victors bester Freund ist; Justine, für die beide Jungen schwärmen.
In diesem Sommer sieht Victor zum ersten Mal Glühwürmchen, die er zunächst für Feenstaub hält. Und es ist der Sommer in dem er sich das erste Mal für Mädchen interessiert, vorsichtig und schüchtern nähert er sich Justine und nennt sie seine Fee. Lediglich ihr herrisches Kindermädchen Augusta gilt es auszutricksen, so dass sie gemeinsame Zeit alleine verbringen können.
Gerade zur Baronin verbindet Victor eine tiefe Freundschaft. Die Frau, der alle anderen mit distanziertem Respekt begegnen und der kleine Junge finden einen Draht zu einander. Sicher begegnet Victor ihr ebenfalls mit Wertschätzung doch mit offenem Herzen. Sie ist auch die einzige Erwachsene, die mit Victor offen redet und ihm hilft, die Vergangenheit seiner Familie zu ergründen. Warum mag der Papa sie nicht in die Résidence begleiten? Welches Schicksal ereilte Papas Schwester Félicité? Warum behauptet seine Mama, Félicité sei ein schlechter Mensch gewesen? Warum sind die Eltern getrennt, wenn sie sich doch noch lieben? Dinge, die es zu ergründen gilt, hört Victor doch ansonsten nur, dass er zu klein sei, um zu verstehen.
Würde seine Umgebung sprich seine Familie ihm doch nur einmal zuhören, so würden sie verstehen, dass er nicht zu jung ist. Wie zum Beispiel seine Erkenntnis darüber, dass Alicia in den Falschen verliebt ist und den Richtigen darüber zu verlieren droht.
Dann tauchen plötzlich zwei neue Freunde auf – die beiden Zwillinge Tom und Nathan, mit spannenden Geschichten über die alten Villen am Zöllnerweg (Sentier des Douaniers).
Ansonsten eher zurückhaltend im Umgang mit anderen Kindern, schließt sich Victor ihnen an, ist er doch fasziniert von ihnen und ihren Geheimnissen. Zusammen erforschen sie die wunderschöne Landschaft mit ihren prächtigen Villen.


Freitag, April 17, 2015

Flensburger Intermezzo von Gea Nicolaisen

Segeltörn mit Fehlstart

Featured imageDer Hamburger Nicolai Mauret von Kreutzenstein genannt Colya hat die Yacht Schandy Lee eben erst in Schleswig käuflich erworben. Er plant das Schiff selbst zusammen mit dem dafür angeheuerten Mitsegler Sven Hinrichs nach Hause zu überführen, doch seine Pläne werden derbe durchkreuzt. Zunächst erscheint Sven nicht zur verabredeten Auslaufzeit und wenig später wird obendrein noch ein auf bestialische Weise Ermordeter an Bord der Yacht aufgefunden. Zusammen mit Maibritt Mommsen, einer Referendarin bei der Staatsanwaltschaft, die zugleich Svens Freundin ist, versucht sich Colya auf eigene Faust außer Verdacht zu bringen und den Aufenthaltsort des verschwundenen Svens herauszufinden. Nun beginnt für Colya und Maibritt eine spannende und gefährliche Verbrecherjagd im Drogendealermillieu. Die Autorin lässt die beiden temporeich so manche brenzlige Situation durchstehen und ganz nebenbei bahnt sich zwischen Colya und Maibritt eine kleine Romanze an. Werden es die beiden schaffen, Sven zu finden und den unter Verdacht stehenden Colya zu entlasten?


Freitag, April 10, 2015

Wiener Totenlieder von Theresa Prammer

Mord in der Opernwelt 

Featured imageDer Tenor Wilhelm Neumann wird während der Premiere auf der Bühne ermordet, er kann gerade noch den Beginn der Rolle des Monostatos in Mozarts Zauberflöte schmettern und das auch noch besser als jemals zuvor, dann bricht er tot zusammen. Wollte jemand die Premiere des Stückes verhindern oder ist jemand anderes scharf auf die Rolle des Monostatos? Da es nicht bei diesem einen Mord an der Oper bleibt, zieht die Polizei die Privatdetektivin Lotta Fiore hinzu. Sie soll im Mordfall an der Oper undercover ermitteln, verfügt sie doch über eine abgebrochene Opernausbildung und ist zudem die Tochter der berühmten Sopranistin Maria Fiore. Ihr zur Seite gestellt wird der ehemalige Kriminalkommissar Konrad Fürst, der sich seit dem Verschwinden seiner Tochter als Clown über Wasser hält.


Donnerstag, April 02, 2015

Nachruf auf den Mond von Nathan Filer

Featured image Ein Stück Poesie


Matthew, damals neun Jahre alt, verbringt einen Camping-Urlaub zusammen mit seinen Eltern und seinem 3 Jahre älteren Bruder Simon, der an einer Muskelschwäche und wie wir Leser etwas später erfahren sollen zudem an dem Downsyndrom leidet. Neben anderen Geschichten von diesem Sommer erzählt uns Matthew, dass er mit seinem Bruder einen verbotenen Weg zum Strand herunter läuft und sich dabei am Knie verletzt. Der Bruder hilft ihm, trotz seiner eigenen Behinderung, zurück zum Camping-Platz. Beide Eltern zeigen sich erbost und schimpfen mit Matthew, da er ihr Verbot missachtet hatte. Dies soll symbolisch für das Verhalten der Eltern stehen, die dem älteren Bruder rückblickend stets mehr Aufmerksamkeit schenken, begründet liegt dies in seiner Erkrankung.
Im nächsten Kapitel erfahren wir dass Simon tot ist. Matthew erinnert sich nicht daran, wie es geschehen ist und ob er seines Bruders Tod verschuldet hat, doch insgeheim ist er von seiner Schuld überzeugt. Die Eltern bringen ihn zunächst bei den Großeltern unter.
Nach Hause zurückgekehrt, versucht die Mutter ihn abzuschirmen vom normalen Leben, schleift ihn wegen jeder Nichtigkeit zum Arzt, nahezu selbst Züge des Münchhausen Syndroms zeigend. Er selbst hält die Mutter für verrückt. Sie unterrichtet ihn zu Hause und blamiert ihn absichtlich vor den ehemaligen Mitschülern, um ihn noch näher an sich zu binden. Als der Zufall Matthew aus dieser schlimmen isolierten Situationen heraus lässt, ja er endlich einen Freund findet, schleicht sich ein neuer Feind in Gestalt einer schlimmen Erkrankung – der Schizophrenie – in sein Leben ein.
Mit seinen inzwischen 19 Jahren lebt Matthew als ein Patient in der Psychiatrischen Klinik Bristol. Er versucht seine Geschichte aufzuschreiben, dabei erinnert er Fragmente und springt in der Chronologie. Er möchte wissen, wie es zu dem Unfall kam, versucht sich zu erinnern. Für ihn ist Bruder nicht tot – nur verändert. Trotzdem sind da seine Schuldgefühle.