Jäger und Gejagte
Die 82jährige Holda lebt mit ihrer
Enkelin Laura im selben Hochhaus, in unterschiedlichen Appartements
versteht sich. An Abenden, die die beiden in regelmäßigen Abständen
gemeinsam verbringen, erzählt Holda ihre Geschichte. Wie das war,
das Leben, in den Nachkriegsjahren, Anfang der 50er in Bonn. Holda
hat als Vorzimmerdame im Innenministerium gearbeitet. Laura hat einen
ähnlichen Beruf ergriffen, allerdings nennt sich das heute
„Assistenz der Geschäftsführung“. Unverheiratete Frauen wurden
damals noch Mädchen und Fräulein genannt, vieles was heute als
selbstverständlich gilt, war damals noch unschicklich. Ziel der
jungen Frauen war es, einen Ehemann zu ergattern, denn dann galten
sie als versorgt. So wurde in der Kantine versucht zu flirten mit den
unverheirateten jungen Regierungsräten oder mit den Studenten. Aber
wer ist hier Jäher und wer der Gejagte?
Ganz still und leise hat sich dieses
Buch in mein Herz geschlichen und nimmt nun dort einen Favoritenplatz
ein. Selbstverständlich vergebe ich dem Buch fünf von fünf
möglichen Sternen und empfehle es nur zu gerne weiter. Wer ein
bisschen Bonner Luft in den 50er Jahren schnuppern möchte, sollte
sich unbedingt auf diese Zeitreise begeben und er wird nicht
enttäuscht werden – versprochen! Ganz wundervoll beschreibt die
Autorin zudem die Unterschiede zwischen damals und heute – was
waren die Lieblingsessen, wie war der Ablauf im Büro, die
Moralvorstellungen.
Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.