Auf der Flucht – gibt es Hoffnung für diese Generation?
Der
Autor des Buches "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten
des Mittelmeers" Karim El-Gawhary hat in einem Interview mit
„Wienerin“ gesagt, „Manchmal fühle ich mich ohnmächtig“,
seit über zwanzig Jahren berichtet der Journalist nun bereits als
Nahost-Korrespondent über unter anderem die Flucht der Menschen.
Dass er sich zeitweise hilflos und ohnmächtig fühlt kann ich nach
der Lektüre des Buches nur allzu gut nachvollziehen. Zusammen mit
Mathilde Schwabeneder hat er nun ein Werk vorgelegt, das aktueller
und brisanter gerade zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht hätte
erscheinen können. Europa schottet sich ab, schließt seine Grenzen.
Verschließt somit seine Augen für das Elend und die Not der
Menschen, die kommen, weil sie Hilfe benötigen. An der Grenze zu
Ungarn gab es gerade gestern erneut Ausschreitungen, die Polizei hat
Flüchtlinge mit Tränengas und Wasserwerfern bekämpft. In den
Gruppen befinden sich Frauen, Schwangere, Kinder, Babys. Das und
ähnliches jeden Tag in den Nachrichten zu sehen, lässt mein Herz
bluten.
Die
beiden Autoren geben in ihrem Buch den Schicksalen einzelner Familien
stellvertretend für die Schicksale unzähliger weiterer Familien ein
Gesicht, denn sie erzählen uns Lebens-Geschichten, die berühren,
traurig machen und das sollten wir alle nicht vergessen, auch uns
ganz genauso geschehen könnten. Das
Buch ist aufgeteilt in Abschnitte, die uns Lesern berichten von der
Gnade des Geburtsortes, dem Schrecken von Krieg und Vertreibung, der
Flucht aus Syrien, der Flucht im Irak, die Reise der Hoffnung, der
Ausbeutung des Elends, dem Gesetz des Meeres. Im letzten Kapitel von
"Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers"
versuchen die Autoren dann aber auch Hoffnung zu vermitteln, indem
sie im Beispiel eines kleinen österreichischen Ortes aufzeigen, dass
ein friedliches Zusammenleben mit Geben und Nehmen auf beiden Seiten
möglich und erreichbar ist. Und das ist etwas, was wir in
Österreich, Deutschland und Schweden in den letzten Wochen bereits
verfolgen konnten, vielerorts engagieren sich Menschen, um
Flüchtlingen zu helfen. Aber auch Wohnraum stellen Gemeinden zur
Verfügung. Das Buch bietet zudem Fakten und Zahlen.
Erklärungsansätze, stellt Fragen, auch die um eine verlorene
Generation, legt Erschütterndes offen, von dem ein Normalbürger
bisher keinerlei Kenntnisse hatte.
Ich
wünsche mir sehr, dass das Buch zur Pflichtlektüre an allen Schulen
in der Oberstufe eingeführt wird, hoffe
aber auch, dass zumindest ein Teil der Bevölkerung Europas und ganz
wichtig seine Politiker durch das Lesen dieses Sachbuches
wachgerüttelt werden und endlich handeln. Wir müssen alle zusammen
Geschlossenheit demonstrieren, wir können dieses immense Problem nur
gemeinsam bewältigen und extrem wichtig, wir müssen Rassisten den
Wind aus den Segeln nehmen und ihnen kein Forum bieten. Europa
braucht eine einheitliche Politik zu diesem großen, humanitären
Projekt, endlich verbindliche, dauerhafte Hilfe anzubieten, die
Flüchtlinge nach einem Schlüssel zu verteilen und ihnen auf längere
Zeit eine neue Heimat zu bieten. Dem Autor Karim El-Gawhary und
seiner Co-Autorin Mathilde
Schwabeneder vergebe ich für ihre Reportage fünf von fünf
möglichen Sternen und ein persönliches Extra-Sternchen für ihre
Tapferkeit und ihr unermüdliches Durchhaltevermögen im Kampf für
Gerechtigkeit für alle Menschen.