Friedhofsgärtnerin auf Spurensuche
Ein unerwarteter Schock trifft die Friedhofsgärtnerin Gesine an diesem Morgen. Ihr heutiger Auftrag, Kränze für eine Beerdigung zu liefern und in der Kapelle zu arrangieren, trifft sie tief ins Mark. Denn die Tote ist ihre eigene Schwester, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte und von deren Tod sie bis eben gerade keine Ahnung hatte. Mit Sonnenbrille und Baseballkappe versucht sie sich zu tarnen, aber vergeblich, ihr Schwager Jan und zumindest eine ihrer Zwillingsnichten, Frieda, erkennen sie. Nichtsdestotrotz macht sie sich aus dem Staub und ist nur froh, nicht auch noch ihren Eltern begegnet zu sein. Jedoch soll es noch schlimmer kommen für Gesine, denn sie wird mehr und tiefer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert als es ihr lieb ist. Seit zehn Jahren hatte sie jeglichen Kontakt zu ihrer Familie und ihrem ehemaligen Leben als Kriminalkommissarin abgebrochen und dies aus gutem Grund. Nun, da sie die Umstände des Todes ihrer Schwester aufklären möchte, stößt sie auf blanken Hass, besonders durch ihren dominanten und scheinbar alles zu beherrschenden Vater. Eine schwierige Zeit für Gesine, die alte Wunden aufreißt, doch sie findet Unterstützung in neuen Freunden.Die Autorin Annette Wieners schreibt in einem flüssigen Stil, die Charaktere sind allesamt liebevoll stimmig und authentisch. Das Buch bietet spannende und spritzige Leselektüre. Die Autorin fügt Kapitel ein, in denen sie uns Lesern, die zehn Jahre zurückliegenden, dramatischen Ereignisse um den Tod des kleinen Sohnes von Gesine, schildert. Äußerst einfühlsam ist speziell der Weg Gesines zurück in ein, wenngleich anderes, neues Leben formuliert. Wie Gesine sich nach einem derart furchtbaren Schicksalsschlag zurück ins Leben kämpft, die vorsichtige Unterstützung der bis dahin fremden Menschen, ist so unglaublich schön und eindrucksvoll durch Annette Wieners beschrieben, dass ich Gesines Schmerz förmlich selber fühlen kann.
Ich vergebe diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen, weil es unglaublich gut geschrieben ist, dass ich sogar noch einen Zusatzstern vergeben würde. Gern empfehle ich es weiter und ich möchte anmerken, dass Annette Wieners mich mit ihrer Art zu schreiben ein klein wenig an eine Mischung aus Diane Mott Davidson und Rita Mae Brown erinnert, die ich beide herzlich verehre. Gespannt warte ich nun auf die bereits angekündigte Fortsetzung von „Kaninchenherz“.