Fanny Goldmann, Band 1
Im Jahre 1908 arbeitet die junge Fanny Goldmann als Sektionsgehilfin an der Wiener Gerichtsmedizin. Sie hat ihr Medizinstudium abgeschlossen, doch als Pathologin wollte der Leiter des Instituts sie nicht einstellen. In ihrem Optimismus akzeptiert Fanny die geringere Anstellung, sie hofft, sich beweisen zu können und danach voll akzeptiert zu werden. Sie hat die Pathologie frei gewählt, sie möchte die lezte Fürsprecherin der Toten sein, diejenige, die deren Geheimnis und deren Tod bezeugt und ans Licht bringt. Durch ihre Neugier und ihren Stursinn bringt sie sich jedoch bald in große Gefahr. Kann Fanny sich und ihren Traum retten?
Die Geschichte der Fanny Goldmann zieht mich gleich in den allerersten Zeilen in ihren Bann; Fanny ist eine Person, die ich leicht in mein Leserherz einziehen lassen kann, ich fiebere und leide und freue mich mit ihr mit. In einem angenehm flüssigen Schreibstil hat der Autor René Anour sein Werk verfasst. Die Sprache, die er verwendet ist niveauvoll, anspruchsvoll und trotzdem fällt mir das Lesen leicht. Die Handlung wird in atemraubendem Tempo erzählt, ich schwebe nur so durch die Lektüre. Den hoch angesetzten Spannungsbogen hält René Anour die gesamte Zeit über fest gezurrt. Die genannten medizinischen Details zeigen zum einen Wissen und hervorragende Recherche über die Historie der Medizin auf der anderen Seite. Gleichzeitig peppt der Autor einzelne Szenen mit etwas Humor auf, so dass ich durchaus hin und wieder schmunzeln muss. Die Charaktere sind enorm gut angelegt und völlig glaubwürdig, in ihnen stecken volles Leben und Authentizität. Die Figuren haben Ecken und Kanten und es sind so ziemlich alle Eigenschaften der Menschheit mit ihren Abgründen sowie auch positiven Seiten vertreten. Überhaupt kommen Gefühle nicht zu kurz in diesem historischen Roman. Die Dialoge sind wahrhaft und überzeugend. Alles passt in diesem Roman perfekt ineinander.
Selbstverständlich vergebe ich diesem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Leser und Leserinnen historischer Romane werden es wie ich lieben, denn hier gibt es zum historischen Wiener Lokalkolorit gleichzeitig Einblicke in die Medizingeschichte und obendrauf noch eine Detektivstory geliefert. Ganz nebenbei verkörpert Fanny Goldmann eine starke und mutige Frau, deren Schicksal sicher niemanden kalt lassen wird. Es handelt sich bei dem Buch um Band 1 einer Serie und ich fiebere jetzt schon dem zweiten Band entgegen, der am 19.10.2021 beim Rowohlt Verlag erscheint.
Lieblingszitiat:
„Sie müssen sehr stolz auf Ihre Tochter sein, sie ist eine Pionierin, ein mutiges Vorbild für alle Frauen.“
Kurzmeinung:
Eine atemraubende Detektiv- sowie eine hochwertige historische Geschichte plus Herz aus dem schönen Wien. Unterhaltung pur!
Über den Autoren:
René Anour lebt in Wien. Dort studierte er auch Veterinärmedizin, wobei ihn ein Forschungsaufenthalt bis an die Harvard Medical School führte. Er arbeitet inzwischen bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und ist als Experte für neu entwickelte Medikamente für die European Medicines Agency tätig. Sein historischer Roman «Im Schatten des Turms» beleuchtet einen faszinierenden Aspekt der Medizingeschichte: den Narrenturm, die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt. Sein zweiter Roman bei Rowohlt ist der Auftakt zu einer Reihe um eine junge Pathologin in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: «Die Totenärztin». (Quelle: Rowohlt Verlag)
Klappentext:
Eine junge Ärztin
Eine heimliche Obduktion
Eine gefährliche Entdeckung
Wien,
1908. Als ein toter Obdachloser in der Gerichtsmedizin eingeliefert
wird, schenkt niemand ihm einen zweiten Blick – niemand außer der jungen
Ärztin Fanny Goldmann. Ihr fallen Ungereimtheiten auf, aber keiner
ihrer männlichen Kollegen will auf sie hören. Daher obduziert sie die
Leiche nachts heimlich. Eine gefährliche Entscheidung, denn plötzlich
findet sie sich mitten in einer tödlichen Verschwörung rund um einen
charismatischen Dieb und Kaiserin Sissis verschwundene Diamantsterne
wieder. Ihre Ermittlung führt Fanny von den mondänen Salons und
prunkvollen Palais der Oberschicht bis in die schäbigen Spelunken und
Bordelle der Wiener Unterwelt. Hier lauert an jeder Ecke der Tod, dessen
Opfer Fanny auf ihrem Sektionstisch ihre intimsten Geheimnisse
offenbaren ...
Eine atemberaubend spannende Mischung aus Medizinhistorie und Krimi
Der erste Fall für Totenärztin Fanny Goldmann
Herzlichen Dank an Lovelybooks, den Rowohlt Verlag und den Autoren, für den Erhalt eines Rezensions-Exemplars und dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.