Reise zum Ich
Der Arzt entlässt Isabel nach der
horrenden Diagnose mit dem Rat einfach für 14 Tage in den Urlaub zu
fahren, seiner Ansicht nach die beste Möglichkeit, sich auf die
anstehende große Operation vorzubereiten. Auf der Fahrt nach Hause,
klappt sie im Taxi fast zusammen, als sie am Straßenrand einen
VW-Bully mit einem „Zu verkaufen“-Schild entdeckt. Kurzerhand
lässt sie den Fahrer stoppen und mietet sich den Bus für die
nächsten zwei Wochen. Sie lernt auf ihrer spontanen Reise schnell
die unterschiedlichsten Menschen kennen und öffnet sich ihnen
bereitwillig. Für ihren unterkühlten und etwas oberflächlich
erscheinenden Lebenspartner Georg zerbröckelt daraufhin langsam
seine heile Welt. Findet er doch nur ihr Handy in der gemeinsamen
Wohnung mit dem Text, sie sei für 2 Wochen im Urlaub. Seine
anfängliche Wut schwenkt in Traurigkeit um, doch ist es Liebe oder
nur das Fehlen seiner Lebensweise? Will er doch eigentlich nicht über
Isabels Krankheit nachdenken geschweige denn sprechen.
Mit „Mein schlimmster schönster Sommer“ legt die Autorin Stefanie Gregg einen zuweilen spacig abgefahrenen, temporeichen Roadtrip-Roman vor, der eines ganz sicher nicht ist langatmig oder gar langweilig, denn es passiert ständig etwas Neues. Für mich lebt ein Buch immer durch seine Dialoge, diese sind Stefanie Gregg außerordentlich gut gelungen und sie sprühen geradezu vor Vitalität und dies in schöner Sprache. Ihre Charaktere verfügen zum Teil über Charisma, haben ihre Ecken und Kanten und sind alle durchweg authentisch. Gerade bei der Protagonistin Isabel ist der Entwicklungsweg deutlich erkennbar. Die verschiedenen Ebenen und Erzählstränge bringen noch einmal mehr Auflockerung in die Geschichte. Das Ende hat die Autorin für mich überraschend doch vollkommen stimmig gestaltet – Gänsehautgefühl!
Sehr gerne vergebe ich dem Buch fünf
von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an
Leser, die sich unterhalten lassen möchten von einer ungewöhnlichen
Geschichte, die unter die Haut geht und humorvolle sowie manchmal
nachdenkliche aber immer gefühlvolle Lesestunden bringt.