Eine Frau geht ihren Weg
Elisabeth Hoffmann lebt
mit ihrer Familie auf der Insel Rügen. Im Jahre 1939 führt sie das
einfache Leben einer Ehefrau eines Fischers, das Paar hat sechs
Töchter. Das Geld ist knapp, die Stimmung oft unzufrieden. Die
älteste Tochter des Hauses, Flora, ist mit ihren 19 Jahren eine
äußerst aufmüpfige, junge Frau. Immer wieder gerät sie mit der
Mutter aneinander. Wäre sie jünger, könnte man sie noch als
Trotzkopf bezeichnen, doch so scheinen ihre harten, unnachgiebigen,
ehrgeizigen Charakterzüge bereits deutlich durch. Als Flora durch
ihr Verhalten wieder einmal eine Stellung verliert, hat sie dann auch
gleich hochtrabende Pläne. Sie möchte dem eingeengten familiären
Verhältnissen entfliehen und vor allem, sie möchte zu Geld kommen,
nicht das Leben ihrer Eltern führen müssen. So macht sie sich
kurzentschlossen auf zur Villa am Strand. Dieses Haus geistert schon
lange durch ihre Träume, hier sieht sie die Erfüllung all ihrer
Wünsche für sich. Und tatsächlich bekommt sie eine Anstellung im
Haus und noch viel mehr, damit soll sich jedoch das Schicksal Floras
und der Familie von Langenberg gründlich verändern.
Der Autorin Annette
Hennig ist es in dieser Familiensaga gelungen, starke und lebendige
Charaktere zu erschaffen. Insbesondere die Figur der Flora ist ihr
unglaublich gut geglückt, indem sie eine starke, fast hartherzige
Frau kreiert hat, die in ihrem Inneren aber viel weicher zu sein
scheint und nur konsequent der Erfüllung ihrer Träume nachjagt,
zugegebener Maßen auf Kosten anderer, auch und gerade ihr nahe
stehender Personen. Besonders beeindruckt hat mich die ausgewählte,
wunderbare Sprache und der flüssige Schreibstil der Autorin. Die
Geschichte ist von exzellenter Tiefe und voller Dramatik; das
Schicksal der Familie unglaublich authentisch erzählt. Mit ihrer
Erzählweise, abwechselnd in der Vergangenheit und Gegenwart
spielend, lockert Annette Hennig die Stimmung auf und fesselt uns
Leser abermals mehr.
Diesem Buch vergebe ich
von Herzen gerne seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen
Sternen und empfehle es natürlich weiter an Leser, die spannende,
niveauvolle Familien-Schicksals-Romane à la Judith Lennox, Jodi
Picoult und Marianne Fredriksson lieben. Erwähnt sei noch, dass es
sich bei diesem Werk um eine Trilogie handelt und der nächste Band
im Juli erscheinen wird.