Donnerstag, September 17, 2015

Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers von Karim El-Gawhary

Auf der Flucht – gibt es Hoffnung für diese Generation?

 

 

 

Der Autor des Buches "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers" Karim El-Gawhary hat in einem Interview mit „Wienerin“ gesagt, „Manchmal fühle ich mich ohnmächtig“, seit über zwanzig Jahren berichtet der Journalist nun bereits als Nahost-Korrespondent über unter anderem die Flucht der Menschen. Dass er sich zeitweise hilflos und ohnmächtig fühlt kann ich nach der Lektüre des Buches nur allzu gut nachvollziehen. Zusammen mit Mathilde Schwabeneder hat er nun ein Werk vorgelegt, das aktueller und brisanter gerade zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht hätte erscheinen können. Europa schottet sich ab, schließt seine Grenzen. Verschließt somit seine Augen für das Elend und die Not der Menschen, die kommen, weil sie Hilfe benötigen. An der Grenze zu Ungarn gab es gerade gestern erneut Ausschreitungen, die Polizei hat Flüchtlinge mit Tränengas und Wasserwerfern bekämpft. In den Gruppen befinden sich Frauen, Schwangere, Kinder, Babys. Das und ähnliches jeden Tag in den Nachrichten zu sehen, lässt mein Herz bluten.


 

Die beiden Autoren geben in ihrem Buch den Schicksalen einzelner Familien stellvertretend für die Schicksale unzähliger weiterer Familien ein Gesicht, denn sie erzählen uns Lebens-Geschichten, die berühren, traurig machen und das sollten wir alle nicht vergessen, auch uns ganz genauso geschehen könnten. Das Buch ist aufgeteilt in Abschnitte, die uns Lesern berichten von der Gnade des Geburtsortes, dem Schrecken von Krieg und Vertreibung, der Flucht aus Syrien, der Flucht im Irak, die Reise der Hoffnung, der Ausbeutung des Elends, dem Gesetz des Meeres. Im letzten Kapitel von "Auf der Flucht - Reportagen von beiden Seiten des Mittelmeers" versuchen die Autoren dann aber auch Hoffnung zu vermitteln, indem sie im Beispiel eines kleinen österreichischen Ortes aufzeigen, dass ein friedliches Zusammenleben mit Geben und Nehmen auf beiden Seiten möglich und erreichbar ist. Und das ist etwas, was wir in Österreich, Deutschland und Schweden in den letzten Wochen bereits verfolgen konnten, vielerorts engagieren sich Menschen, um Flüchtlingen zu helfen. Aber auch Wohnraum stellen Gemeinden zur Verfügung. Das Buch bietet zudem Fakten und Zahlen. Erklärungsansätze, stellt Fragen, auch die um eine verlorene Generation, legt Erschütterndes offen, von dem ein Normalbürger bisher keinerlei Kenntnisse hatte.

Ich wünsche mir sehr, dass das Buch zur Pflichtlektüre an allen Schulen in der Oberstufe eingeführt wird, hoffe aber auch, dass zumindest ein Teil der Bevölkerung Europas und ganz wichtig seine Politiker durch das Lesen dieses Sachbuches wachgerüttelt werden und endlich handeln. Wir müssen alle zusammen Geschlossenheit demonstrieren, wir können dieses immense Problem nur gemeinsam bewältigen und extrem wichtig, wir müssen Rassisten den Wind aus den Segeln nehmen und ihnen kein Forum bieten. Europa braucht eine einheitliche Politik zu diesem großen, humanitären Projekt, endlich verbindliche, dauerhafte Hilfe anzubieten, die Flüchtlinge nach einem Schlüssel zu verteilen und ihnen auf längere Zeit eine neue Heimat zu bieten. Dem Autor Karim El-Gawhary und seiner Co-Autorin Mathilde Schwabeneder vergebe ich für ihre Reportage fünf von fünf möglichen Sternen und ein persönliches Extra-Sternchen für ihre Tapferkeit und ihr unermüdliches Durchhaltevermögen im Kampf für Gerechtigkeit für alle Menschen.